Letze Meile : Ein jähes Ende für den Streetscooter
Die Deutsche Post und DHL-Tochter dürfen sich nun einiges anhören. Vor wenigen Tagen wurde das Ende des Streetscooter bekanntgegeben, einem Projekt mit Vorzeigewirkung, das nun aber nicht mehr weiter verfolgt werden soll. "Neubestellungen wird es keine mehr geben", sagte ein Sprecher der Post. Die Auslieferung von bereits bestellten Fahrzeugen werde sich voraussichtlich noch bis ins nächste Jahr hinziehen, doch dann ist Schluss. Weitere Verkaufssondierungen werden nicht verfolgt, heißt es.
Erfinder stellt Armutszeugnis aus
Kritik hagelt es vom Erfinder des emissionsarmen elektrischen Kleintransporters für die Letzte Meile. Den Schwarzen Peter schiebt Professor Günther Schuh der Deutschen Post zu, für Deutschland sei es eine Schande. Man habe "Amateure eingesetzt, jegliche Verbesserung verboten und auf eine Gelegenheit gewartet, das Geschäft unter einem Vorwand einzustellen", schreibt der Aachener Professor in einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" vom Montag. "Streetscooter wurde weder eine ausreichende Finanzierung noch ein realistischer Zugang zum Kapitalmarkt gewährt", kritisiert Schuh weiter.
2010 hatte Schuh den Elektrotransporter mit seinen Studenten der RWTH Aachen erfunden und gemeinsam mit Achim Kampker Streetscooter gegründet. 2014 wurde das Start-up von der Deutschen Post-Tochter DHL übernommen und die Fuhrparkflotte mit entsprechenden Fahrzeugen erweitert. Doch damit ist jetzt Schluss. Vorstandschef Frank Appel ist durch die harsche Kritik des Aachener Professors in Erklärungsnot geraten: "Wir haben immer gesagt, dass wir kein Autohersteller sein wollen", kontert Appel. Über Monate hinweg hatte die Post versucht, potenzielle Interessenten zu finden, doch ein weiterer Ausbau der Produktion ohne den richtigen Partner entspreche nicht der langfristigen strategischen Zielsetzung des Konzerns, geht aus einem Bericht der Tagesschau hervor.
Deutsche trauen sich zu wenig
Schuh, der mittlerweile bereits sein zweites Elektro-Start-up mit dem Kleinwagen Ego betreibt, sieht den Fehler in der deutschen Mentalität. "Das Silicon Valley ist uns deshalb so haushoch überlegen, weil dort ein ganzes Ökosystem tagtäglich nach dem Unmöglichen sucht", schreibt er. Deutschland suche dagegen eher nach kleinen, machbaren Ideen. "Wenn wir uns doch mal trauen, ein unmögliches Projekt zu starten, dann fehlt uns schnell das Geld und wir fallen in die Hände derjenigen, die Deutschland nach den Sparkassen-Regeln führen", so Schuh.