Autobahn : Drei "Oldtimer"-Rastanlagen machen dicht
Nein, mit Oldtimer-Rasthäusern sind keine speziellen Ruheorte entlang der Autobahn für historische Fahrzeuge gemeint. Es handelt sich vielmehr um eine Restaurant Betriebsgesellschaft, die Autobahnraststätten mit Gastronomie betreibt. Nun soll das Oldtimer-Netz aber verkleinert werden, an drei Standorten wird der Betrieb eingestellt. Konkret geht es um die Autobahnrestaurants und Motorhotels an der A2 in Pack (Kärnten), Zöbern und Guntramsdorf (beide NÖ). 100 Mitarbeiter werden im AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet, teilte die Firma am Dienstag mit. Die Mitarbeiter waren seit Beginn der Coronakrise auf Kurzarbeit, die drei Standorte wurden vorläufig gesperrt.
Oldtimer hatte offenbar Zoff mit der Asfinag
Diesen Schritt bedauert die Asfinag, die zugleich aber auch klarstellt, dass kein direktes Vertragsverhältnis mit den Betreiberfirmen der Raststationen Oldtimer besteht, sondern an den betroffenen Standorten ausschließlich drei Mineralölfirmen Vertragspartner der Asfinag sind. "Oldtimer"-Eigentümer Anton Kothmiller kritisierte dagegen die Vorgehensweise der staatlichen Autobahngesellschaft, die auf einer Wiederöffnung der Raststätten per 15. Juni besteht.
"Im Wissen, dass die Wiederinbetriebnahme etwas Vorlaufzeit benötigt, wurde allen Gastronomiebetreibern die Möglichkeit eingeräumt, die Anlagen stufenweise, bis spätestens 15. Juni, wieder in Betrieb zu nehmen", geht aus einer Mitteilung der Asfinag hervor. Doch der Autobahnbetreiber sei trotz Corona-Pandemie bisher nicht zu einer Aussetzung der Betriebspflicht bereit gewesen, sagte Kothmiller zur Nachrichtenagentur APA.
Umsätze lassen sich heuer nicht mehr ausbügeln
"Der Reiseverkehr für heuer ist gelaufen", sagt Kothmiller. "Wir könnten vernünftig durchstarten ab Mai 2021." Druck gab es aber auch von Seiten der Mineralölfirmen, die sich nur wenig kooperativ gezeigt hätten, moniert der Oldtimer-Betreiber. "Derzeit sieht es nicht so aus, dass irgendwer nachgeben will", so das Fazit des Autobahnraststättenbetreibers, der sich jetzt dazu genötigt fühlt, drei seiner Rasthäuser dicht zu machen.
Kothmiller startete 1995 seine ersten "Oldtimer"-Raststätte in Pack. Zuvor arbeitete er fast 20 Jahre für den Autobahnraststättenbetreiber Rosenberger. Das "Oldtimer"-Restaurant und die Großtankstelle sowie die Burgerking-Filiale (Franchise) in Oed (NÖ) werden weiterhin betrieben. Der dortige Standort liegt neben der Autobahn. Die Einrichtung der "Oldtimer"-Restaurants ist Wirtshäusern nachempfunden.
Nicht nur Corona-Krise macht die Lage schwer
"Leider haben sich die Umstände, unter denen wir den Betrieb kostendeckend zu führen haben, in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren dramatisch gewandelt", so Kothmiller. "Nach vielen Monaten des täglichen Überlebenskampfs befürchten wir nun, dass der unfreiwillige, totale Stillstand durch die behördliche Schließung in der Corona-Krise den finalen Dolchstoß darstellt."
Kritik übte der Raststättenbetreiber auch an den Tankstellen auf der Autobahn, deren Benzin- und Dieselpreise deutlich über den üblichen Marktpreisen liegen. "Wegen der überhöhten Preise haben sich die Treibstoffumsätze der Autobahntankstellen um mehr als 80 Prozent verringert. Darunter leidet das Folgegeschäft im Rasthaus gleichermaßen", so Kothmiller. Autofahrer seien quasi "erzogen worden, vor einer Autoreise im Supermarkt einzukaufen und die Autobahnraststätten zu meiden".
Umsatz hat sich über die Jahre halbiert
Der Umsatz der "Oldtimer"-Raststätten hat sich laut dem Firmenchef über die Jahre halbiert, der Beschäftigtenstand sank von 200 im Jahr 2003 auf aktuell 100. Außerdem habe die Asfinag in den vergangenen Jahren über 75 ausgebaute Schwerpunktparkplätze an A1 und A2 geschaffen, u.a. mit gratis WLAN, Grillstellen, Spielplätzen, manche mit Snack- und Kaffee-Automaten, andere mit umfangreichen Kiosk-Imbissen.
Durch die Coronakrise erwartet Kothmiller einen jahrelangen Einbruch des internationalen Reisegeschäfts und damit fehlende Einnahmen für seine Autobahnrestaurants und Motohotels. Seminare, Busreisen mit Pensionisten und Firmenevents würden in der bekannten Form wohl länger nicht stattfinden. Auch vor der Coronakrise lief es für andere Autobahnraststättenbetreiber wirtschaftlich nicht rund. Ende 2018 musste Rosenberger mit 14 Standorten Insolvenz anmelden und wurde dann vom österreichischen Burger-King-Franchisenehmer "TQSR" übernommen.
(red/apa)