MAUTERHÖHUNG : "Der Stückgutverkehr wird besonders hart getroffen"
Das Transportnetzwerk Elvis stuft die Mauterhöhung und Ausweitung auf zusätzliche 40.000 Bundesstraßenkilometer ab 1. Juli 2018 als "existenzbedrohend" ein. „Die Bundesregierung erhebt hier letztlich eine Art Steuer“, kritisiert Jochen Eschborn, Vorstandsvorsitzender des Transportnetzwerks, an dem vor allem mittelständische Unternehmen beteiligt sind. Angesichts ohnehin knapper Margen im Logistikbereich behindert dies unser Geschäft erheblich." Ärgerlich sei Eschborn zufolge auch, dass die Mautsätze für das kommende Jahr noch nicht feststehen, wodurch Transportdienstleistern die Planungsgrundlage genommen wird.
„Natürlich brauchen die Kalkulationen und die Verhandlungen mit den Verladern einen gewissen Vorlauf. Da man davon ausgehen kann, dass die neuen Mautsätze die aktuellen übersteigen werden, müssen die Spediteure diesen aufwändigen Prozess binnen kürzester gleich zwei Mal durchlaufen“, erklärt Eschborn. Im Ergebnis sei daher mit weiter schrumpfenden Margen im Transportgewerbe zu rechnen, was sich für viele Betriebe existenzbedrohend auswirken könnte.
Verbraucher zahlen am Ende drauf
Belastet werden laut Eschborn vor allem Unternehmen, die im Stückgutverkehr aktiv sind. In den meisten Fällen war in diesem Segment bislang nur der Hauptlauf von der Maut betroffen. Dort allerdings fällt nur rund ein Viertel der Stückgutkosten an. Durch die Ausweitung der Maut auf alle Bundesstraßen werden auch typische Nahverkehrsfahrzeuge erfasst, die im Stückgutgeschäft rund 40 Prozent der Kosten ausmachen. Der Endverbraucher muss sich also darauf einstellen, dass Bestellungen im Internet künftig teurer werden. „Und der schwarze Peter wird wieder mal der Transportbranche zugeschoben“, moniert Eschborn.
Die Konsequenz werde sein, dass die Transporteure die Zulieferverkehre wo immer möglich über die gebührenfreien Landstraßen lenken. Denn im Gegensatz zu den Autobahnen gibt es zu den Bundesstraßen in der Regel zahlreiche Alternativrouten. Häufig seien diese Strecken nicht einmal mit nennenswerten Umwegen und längeren Fahrzeiten verbunden, so Eschborn. Das führe zwangsläufig zu einem höheren Verkehrsaufkommen in den Dörfern und Städten. „Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass das Image unserer Branche darunter weiter leiden wird“, sagt der Elvis-Vorstand. Zudem sei damit die nächste Restriktion für Transportunternehmen absehbar: Fahrverbote für Lkw auf Landstraßen. „Das ist eine beispielslose Gängelung einer ganzen Branche. Als Transportunternehmer wirtschaftlich zu arbeiten, ist schwieriger denn je“, sagt Eschborn.
Bislang galt die Maut auf rund 15.000 Kilometern Autobahnen und mehrspurigen Bundesfernstraßen. Ab dem 1. Juli werden alle Bundesstraßen mautpflichtig. Im Ergebnis werden dann rund 52.000 Straßenkilometer für Lkw ab 7,5 Tonnen Gesamtgewicht gebührenpflichtig sein. Maut-Betreiber Toll Collect zufolge werden davon etwa 30.000 Unternehmen betroffen sein, die für die Fahrten ihrer 140.000 Fahrzeuge erstmals Gebühren zahlen müssen. Im Durchschnitt fallen derzeit 14 Cent pro Kilometer für die Straßennutzung an. Die Gebühr ist gestaffelt nach verschiedenen Schadstoffklassen und der Zahl der Achsen des Lastwagens. Doch nicht nur das, „die Verlader würden wiederum alles daransetzen, etwaige Preissteigerungen für die Transporte zu verhindern oder diese an den Verbraucher durchreichen, so Eschborn.
Ausweichverkehre laut Verbänden nicht zu erwarten
Der Deutsche Speditions- und Logistikverband (DSLV) und der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) kritisieren unter anderem die finanzielle Mehrbelastung, die dadurch entsteht, dass künftig auch Euro-6-Lkw für Luftverschmutzung zur Kasse gebeten werden. Ausdrücklich begrüßen AMÖ, BIEK, BGL, BWVL und DSLV das Bekenntnis der Bundesregierung zu einheitlichen Mautsätzen auf Autobahnen und Bundesstraßen.
Dies trägt zur transparenten Kostendarstellung der Transportunternehmen gegenüber ihren Kunden bei und verhindert die Benachteiligung von Betrieben in ländlichen Regionen. Ausweichverkehre auf Landstraßen erwarten die Bundesverbände indes nicht. Denn mautfreie Umwege führen in der Regel zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen, wodurch monetäre Vorteile überkompensiert werden, sind die Verbände der Ansicht. Dies würde auch nicht im Interesse der Logistikkunden sein.
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