Antriebsformen : "Der Diesel ist die Benchmark in der Branche"
Letzten Freitag sprach Franz Weinberger, Pressesprecher von MAN Österreich, in der Wirtschaftskammer über die Vor- aber auch Nachteile von verschiedenen Antriebsformen. Fakt ist: Eine CO2-Minderung lässt sich nur durch Fahrzeuge mit weniger Kraftstoffverbrauch oder über die Verwendung von kohlestofffreien (E-Antrieb) oder kohlestoffärmeren (Erdgas) Kraftstoffen erzielen. Auch eine Verhaltensveränderung wird sich nicht vermeiden lassen.
Zu Beginn brach Weinberger eine Lanze für den Dieselmotor. „Wenn jemand vom Stinker spricht, ist er nicht mehr ganz ‚up-to-date‘, denn die Schadstoffpartikel werden mittlerweile aus dem Abgas gefilert“, sagte Weinberger in seinem Vortrag und ergänzt: In der Diskussion werde viel durcheinandergebracht. In der Diskussion gehe es um das ausgestoßene Kohlenstoffdioxid (CO2), welches aber nicht mit Schadstoffen wie Stickoxiden (NOx), Ammoniak (NH3), Schwefeldioxid (SO2) oder Feststoffpartikeln (PM) verwechselt werden dürfe, so Weinberger.
Der Dieselantrieb sei sogar der effizienteste Verbrenner, den es gibt, sagte Weinberger. "Ein Selbstzünder hat einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als andere Verbrennungsmotoren". Seiner Meinung nach müsste der Anteil der Dieselfahrzeuge erhöht werden, denn durch seine Effizienz hilft er am meisten die CO2-Ziele zu erreichen, als andere Verbrennungskraftmaschinen am Markt. Fünf bis 25 Prozent lassen sich an Kraftstoffeinsparungen noch erreichen, prognostizierte Weinberger und ergänzt: "Wenn die Dieselmaschine noch verbessert wird, lässt sich mithilfe des Abgases noch etwas Energie zurückgewinnen."
Außerdem lässt sich der Bioanteil im Treibstoff erhöhen und eine Hybridisierung durchführen. Seiner Ansicht nach bietet flüssiger Treibstoff nach wie vor die höchste Energiedichte, gerade wenn es um das Bewegen schwerer Lasten geht, ist dies ein klarer Vorteil. Doch der Aufwand ist kein geringer: Die Dieselmotortechnik befindet sich schon auf einem relativ hohen Niveau. Aufwändig gestaltet sich etwa die Komponentenherstellung oder die Gestaltung des Baumraums im Lkw. Im Anschluss an die Einführung gab Weinberger eine aus seiner persönlichen Erfahrung gefärbte Übersicht zu den Vor- beziehungsweise Nachteilen verschiedener Antriebsarten, die im Rahmen der Klimadebatte im Gespräch sind.
Diesel
Vorteile:
Der Diesel ist die "Benchmark" im Bereich der Gesamtbetriebskosten (TCO; Total Costs of Ownership) für den Fuhrpark
Deckt 98 Prozent der Logistikmobilität weltweit ab
Der Betrieb mit alternativen Treibstoffen ist möglich
Reichweiten bis 1.500 Kilometern
Schwerste Lastenbewegung möglich
Nachteile:
Schlechtes Image ("Dieselstinker")
Technologisch so gut wie ausgereizt (kaum Spielraum, bereits 50 Prozent Wirkungsgrad)
Abhängigkeit vom Dieselkraftstoff
Erdgas (LNG, CNG)
CO2-Einsparungspotenzial von zehn bis 100 Prozent
Gegenüber Dieselmotor zehn bis 20 Prozent
Hybridisierung bietet ein Einsparungspotenzial von 15 Prozent
Bioanteil im Treibstoff: bis zu 100 Prozent
Vorteile:
Geringere CO2-Emissionen
Klimaneutral mittels Biogas
Leise Verbrennung
Verfügbarkeit von CNG
Bewährte Technik
Nachteile:
Tankstellennetz
Biogas-Mengen
Akzeptanz der Betreiber
Vorurteile (z.B. Verwechselung mit LPG)
Batterie
Vorteile:
CO2 freier Betrieb (Tank-To-Wheel-Betrachtung)
Energiegewinnung durch Rekuperation
Ideal für Nahverkehr (bis 200 Kilometer)
Leiser und absolut emissionsfreier Betrieb
Nachteile:
Gewicht/Kosten der Batterie
Infrastrukturkosten
Recyclingkonzept
Rohstoffabhängigkeit
Oberleitung
Vorteile:
CO2 freier Betrieb (Tank-To-Wheel-Betrachtung)
Rekuperation
Ideal für hochfrequentierte Strecken
Nachteile:
Infrastrukturkosten
Wartungsaufwand der Infrastruktur
Lokale Begrenzung
Brennstoffzelle mit Wasserstoff
Vorteile:
CO2 freier Betrieb (Tank-To-Wheel-Betrachtung)
Rekuperation (mithilfe einer Batterie)
Leiser und absolut emissionsfreier Betrieb
Langstreckentauglichkeit
Nachteile:
Bauraum und Kosten der Brennstoffzelle
Qualitätsanspruch ist hoch
Lebensdauer
Infrastrukturkosten
Verbrennungsmotor mit Wasserstoff
Vorteile:
CO2 freier Betrieb (Tank-To-Wheel-Betrachtung)
Leiser und absolut emissionsfreier Betrieb
Fernverkehrtauglichkeit
Überbrückungstechnologie
Nachteile:
Ottomotor-Verbrennung
Umbaukosten
Treibstoffverfügbarkeit
Treibstoffkosten
E-Fuels
Vorteile:
Vollwertiger Ersatz für fossilen Diesel
Saubere Verbrennung
Nutzung der bestehenden Infrastruktur
Unmittelbar Bestandswirksam