Ausbildung & Beruf : Dekra Arbeitsmarkt-Report 2019: Fast jeder zweite übernimmt regionale Transporte
Auch Kandidaten mit wenig Erfahrung auf dem Platz hinter dem Lenkrad eines Lkw haben derzeit gute Chancen am Arbeitsmarkt. Zu diesem Schluss kommt der Dekra Arbeitsmarkt-Report 2019. Doch der Beruf hat sich verändert und mit ihm die Anforderungen, die Arbeitgeber an Bewerber stellen. Arbeitgeber achten vor allem auf verantwortungs- und sicherheitsbewusste Fahrer mit Teamgeist und einem gewissen Verständnis für Logistikprozesse. Basis der Analyse sind 350 Stellenangebote. Die Berufsgruppe stand zuletzt 2016 im Fokus des Reports, wie zuvor schon 2013 und 2009.
Transporte in der Region überwiegen
Nur etwa drei von fünf Arbeitgebern beschreiben, welche Art von Touren die gesuchten Fahrer übernehmen sollen. Doch die Tendenz ist klar: Fast jeder zweite übernimmt regionale Transporte (48,0 Prozent), das heißt im Nahverkehr und im Rahmen von Tagestouren. Jeder siebte Bewerber soll im nationalen und gerade einmal 14 Fahrer werden im internationalen Fernverkehr unterwegs sein.
Sicherheit hat hohe Priorität
Berufskraftfahrer sind dazu angehalten, ihre Fracht routiniert zu be- und entladen sowie transportsicher verstauen, um Unfälle und Schäden zu vermeiden. Für gut jeden zweiten Arbeitgeber sind deshalb Kenntnisse in Ladungssicherheit besonders wichtig. Diese Anforderung hat über die Jahre erheblich an Bedeutung gewonnen: Vor zehn Jahren fand sie in gerade einmal 3,2 Prozent der Stellenanzeigen Erwähnung. Fahrer, die einfache Handgriffe bei der Montage oder Wartung ihres Lkw selbst vornehmen können, punkten bei der Jobsuche.
Außerdem ist ein allgemeines Verständnis der Logistik- und Lagerprozesse von Vorteil, da es die Zusammenarbeit an der Rampe oder mit der Disposition verbessert. Die Tatsache, dass Unternehmen in diesem Jahr auffällig selten den Wunsch nach Erfahrung im Auslieferungsverkehr äußern, hängt eventuell damit zusammen, dass sie sich auf die wichtigsten berufspraktischen Erfahrungen konzentrieren, um die Bewerberauswahl nicht zu sehr einzuschränken.
Ausbildung gewinnt an Bedeutung
In den analysierten Jobangeboten überwiegen drei konkrete Abschlüsse und Zertifikate, die Bewerber im besten Fall mitbringen: Die Grundqualifikation führt mit 28,6 Prozent die Liste an - allerdings ist dieser Nachweis ohnehin für alle gesetzlich vorgeschrieben, die gewerblich Güter transportieren. Erstmals taucht die Frage nach der Ausbildung zum Berufskraftfahrer in Stellenanzeigen in nennenswertem Umfang auf (14,9 %), ihr Anteil hat sich gegenüber der letzten Analyse verdoppelt. Auch der Gabelstaplerschein ist immer häufiger eine Voraussetzung, um sich auf eine offene Stelle zu bewerben.
Eine gültige Fahrerlaubnis ist die Eintrittskarte in den Beruf: Gut drei Viertel der Arbeitgeber erwähnen explizit, dass die zukünftigen Mitarbeiter den Führerschein der Klasse CE benötigen, mit dem sie Lkw mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 7,5 Tonnen lenken dürfen. Ein Punkt hat sich seit 2009 jedoch nicht verändert: Fremdsprachen sind weiterhin kein Thema im Fahrerberuf. Bei den Deutschkenntnissen schauen Unternehmen allerdings genauer hin.
Soft Skills gewinnen an Bedeutung
Durch welche Eigenschaften sich Wunschkandidaten auszeichnen, beschreiben drei Viertel der untersuchten Stellenanzeigen. Bewerber sollen seit jeher vor allem verlässlich sein. Außerdem achten Unternehmen heute mehr auf Verantwortungsbewusstsein und Professionalität als früher. Neu ist: Erstmals legen sie verstärkt auch Wert darauf, dass die Fahrer teamfähig sind und kooperativ mit Kollegen und Kunden zusammenarbeiten. Vor zehn Jahren bildete diese Eigenschaft noch das Schlusslicht aller Soft Skills. Auch der Wunsch, dass Anwärter auf die Stelle selbstständig sein sollten, hat über die Jahre stark an Bedeutung gewonnen.
Vielfältigere Zusatzleistungen
Wechselwillige Berufskraftfahrer können mit attraktiveren Rahmenbedingungen rechnen als in der Vergangenheit. In sieben von zehn Jobangeboten finden sich Hinweise auf das Thema Gehalt oder Sonderleistungen. Dabei scheinen auch gute Qualifikationen und Leistung honoriert zu werden: Jeder fünfte Arbeitgeber verspricht, die Mitarbeiter leistungsorientiert und abhängig von ihrer Qualifikation zu bezahlen. Teilweise können sie mit Zusatzleistungen wie beispielsweise Urlaubs- und Weihnachtsgeld rechnen (je 15,1 %). Die sonstigen Benefits reichen von Angeboten zur Altersvorsorge über Prämien und Weiterbildungsangebote bis hin zu Arbeitskleidung, die gestellt wird.
„Die Verhandlungsposition von Bewerbern ist so gut wie nie, der Fahrerengpass spielt ihnen in die Hände. Davon profitieren auch Berufseinsteiger, denn einschlägige Berufserfahrung scheint nicht mehr dieselbe Relevanz zu haben, wie in der Vergangenheit“, fasst Peter Littig, bildungspolitischer Berater der Geschäftsführung der Dekra-Akademie zusammen. „Gleichzeitig ist der Beruf jedoch anspruchsvoller geworden und Arbeitgeber fordern mehr Qualifikationen und vor allem auch andere persönliche Eigenschaften als in der Vergangenheit.“
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