Test - Scania R 490 Euro 6 : Das Jahr des Greifs: Scania R 490 Euro 6
Die Bedingungen sollten auch diesmal wieder nicht optimal sein. Wind und Regen erwischen uns und den Scania R 490 zwar nicht ganz so heftig wie beim G 410, allerdings ist die Aussicht auf eine neuerliche Verbesserung des Dieselkonsums während der Runde kaum vorhanden. Zu gut war der kleine G 410 mit seinen knapp über 25,5 Litern Diesel, die er sich durchschnittlich genehmigt hatte. Aber alles schön der Reihe nach. Hart am V8 Gut, ein V8 ist einfach durch nichts zu ersetzen. Allein die Emotion, die das kleine Logo am Kühlergrill auslöst, ist unbezahlbar. Lassen wir dann aber auch noch die Vernunft mitspielen, dann stellt der 360 kW/490 PS starke Reihen-6-Zylinder in unserem aktuellen Testfahrzeug Scania R 490 die perfekte Wahl am Schnittpunkt zwischen Leistung und Effizienz dar. Souverän spielt er seine Kraft von 2.550 Newtonmetern Drehmoment, die er fast zur Gänze bereits ab 900 Umdrehungen zur Verfügung stellt, gleich beim ersten Anstieg aus. Der Schwerkraft zum Trotz beschleunigen wir von der Raststation Steinhäusl den leichten Hügel hinauf zum gleichnamigen Knoten locker auf 80 km/h und holen damit den nötigen Schwung für den folgenden harten Anstieg. Dabei entwickelt der 12,7 Liter-Reihen-6-Zylinder der bereits dritten Euro 6-Generation von Scania keinerlei unangenehme Nebengeräusche, die darauf hindeuten könnten, dass er sich wirklich anstrengen müsste mit seinen 40 Tonnen. Mit dem R 490 ist der Scania-Hattrick in diesem Jahr perfekt. Mit seiner Glanzvorstellung und einem Durchschnittsverbrauch von lediglich 25,35 Litern Diesel legt er der Konkurrenz einiges vor! Entsprechend weniger emotional als mit einem V8 geht es am Steuer zu, auch wenn die Großen mit ihren Euro 6-Anbauten ebenfalls deutlich an Soundkulisse eingebüßt haben. Aber dieses unterschwellige Grollen eines V8 wärmt hier nicht einmal unterbewusst die Magengrube. Damit aber genug der Lobeshymnen auf die letzten verbliebenen 8-Zylinder im Marktumfeld. Ein Blick auf den bevorstehenden, dichten Testplan im Herbst erfreut ohnehin mit einem starken V8-Doppel! Wir erwarten sowohl den stärksten V8 R 730 auf unserer Heimstrecke, als auch den R 580, der ja ab sofort in einer 100%igen Biodiesel- Variante angeboten wird. Heißes Eisen Die Kombination aller technischen Features und der weiteren Optimierung des schwedischen Reihen-6-Zylinders machen den R 490 zur Wunderwaffe am Schnittpunkt von Leistung und Kraftstoffeinsatz. Die aufwendige Kombination von Abgasrückführung und abschließender AdBlue Einspritzung zur Abgasreinigung macht sich bezahlt. Viele kleine Details wie der variable Turbolader und der hohe Einspritzdruck in Kombination mit präziser Verteilung des Kraftstoffs im Brennraum, die das XPI-System von Scania erzielt, führen zu einer sauberen Verbrennung und extrem sparsamen Umgang mit dem Kostenfaktor Diesel. Abgesehen vom exzellenten Dieselverbrauch hält sich auch der AdBlue-Konsum mit 0,8 Litern auf 100 Kilometer absolut in Grenzen. Nicht zu vergessen, dass die strengen Euro 6-Abgasnormen erfüllt werden müssen! Unschlagbare Kombination Aber nicht der Motor alleine ist mittlerweile für den Gesamtverbrauch einer Fahrzeugkombination verantwortlich. Das System „Lkw“ muss perfekt abgestimmt sein. Auch hier hat Scania inzwischen die langfristigste Erfahrung. Der GPS-gesteuerte Tempomat Scania Active Prediction ist jetzt um eine besonders ökonomische Stufe reicher, die einen noch breiteren Geschwindigkeitsbereich zur optimalen Ausnutzung von Schwungspitzen und der Schwerkraft zur Beschleunigung des Fahrzeuges nutzt. Bis zu 12 % unter die gesetzte Geschwindigkeit pendelt der Tempomat beim Überfahren von Kuppen. Wie man an der Geschwindigkeitstabelle perfekt ablesen kann, hat dies im Endeffekt aber kaum Einfluss auf die gefahrenen Durchschnittsgeschwindigkeiten. Eindeutig herauszulesen ist jedenfalls der positive Effekt auf den Verbrauch. Allem voran steht hier der neue Rekord, den wir mit dem Scania R 490 auf unserer Österreichteststrecke aufgestellt haben. Mit nur 25,35 Litern Diesel pro 100 gefahrenen Kilometern kürt sich der stärkste 6-Zylinder aus dem Hause mit dem berühmten Greif im Logo zum neuen Spritspar-Champion! Sehr praktisch ist die Anordnung von beiden Tanks auf derselben Fahrzeugseite Geht man aber weiter ins Detail und greift man ein prägnantes Teilstück unserer Strecke heraus, erkennt man alleine schon an unserer vierten Etappe von Stankt Michael bis zum Knoten Voralpenkreuz das enorme Potenzial, das in dieser neuen Economy-Abstimmung steckt. Immerhin überquert man auf dieser Strecke zumindest die Ausläufer der Alpen. Dabei sind durchaus knackige Anstiege zum Beispiel hinauf zum Bosrucktunnel, der Oberösterreich mit der Steiermark verbindet und sich dabei seinen Weg durch die westlichen Ennstaler Alpen bahnt, zu überwinden. Dafür holt sich der Scania den Durchschnittsverbrauch auf dem letzten Teilstück, also praktisch ab unserer Mittagsstation in Sankt Pankraz, zurück. Vom Gefühl her rollt man den ganzen Weg bis hinunter zur Westautobahn entweder mit eingelegtem Gang vollkommen ohne Verbrauch oder im Ecoroll-Modus mit minimalem Widerstand bei geringstem Leerlaufverbrauch dahin. Dabei nützt er sein Wissen über das vor uns liegende Gelände, rollt bei der von uns standardmäßig bei allen Tests gesetzten Geschwindigkeit von 85 km/h mit rund 75 km/h Minimalspeed über die zahlreichen sanften Kuppen. Jedenfalls queren wir die Alpen mit dem Scania R 490 mit einem durchschnittlichen Dieselverbrauch von nur 24,77 Litern. Eine starke Ansage. Mitten im Leben Die Gerüchte um eine neue Scania-Kabine werden ja immer lauter, aber einen definitiven Starttermin gibt es noch nicht. Jedenfalls fühlt man sich immer noch sehr gut aufgehoben im großen Topline-Fahrerhaus. Absolutes Highlight sind die ausgezeichneten Sitze, die nach wie vor ihresgleichen suchen – auch bei deutlich neueren Modellen. Die Ergonomie passt ebenfalls, alle wesentlichen Elemente befinden sich in Griffweite, die Armaturen sind extrem aufgeräumt und gut ablesbar – keines der vielen ach so modernen bunten Mäusekinos. Die Ergonomie des mehr als gut bekannten Scania-Arbeitsplatzes passt noch immer. Sensationell sind nach wie vor die Sitze Bilder: WEKA/fe Perfekt ist jedenfalls die Position des Tempomaten am unteren Ende des Lenkradkranzes, die eine besonders entspannte Handhaltung und damit Sitzposition erlaubt. Etwas veraltet hingegen wirkt mittlerweile die Schalttafel, die nach heutigen Aspekten eher unaufgeräumt wirkt. Insgesamt ist am großzügigen Topline-Haus nichts auszusetzen. Fazit Wir haben einen neuen Champion! Mit einem sensationellen Verbrauch von 25,35 Litern kratzt der Scania R 490 schon knapp an der magischen 25-Liter-Marke, die noch im vergangenen Jahr als praktisch unantastbar galt. Die Schweden haben hier mit einem nicht mehr ganz frischen Auto aber perfekter Motortechnologie die Latte für die Konkurrenz enorm hoch gelegt. Man darf gespannt sein, wie sich die zahlreichen Testkandidaten der anderen Hersteller, die sich im Herbst angekündigt haben, schlagen werden. Die Jagdsaison ist eröffnet! Technische Daten Scania Streamline R 490 LA4x2MNA Euro 6 Kabine: Scania CR 19 T Topline in Blue Ocean Motor: Scania DC13 125 490, 13.000 cm³, 426 kW/490 PS bei 1.900 U/min, 2.550 Nm ab 1.000 U/min, SCR, AGR, VGT Getriebe: Scania Opticruise GRS905R, 12+2 Gänge, Übersetzung 11,32 – 1,00; Crawler 16,41-13,28; mit integriertem Scania Retarder R3500 Achsübersetzung: i = 2,59 Reifen: 315/70 R 22,5 Michelin XF und XD Energy Saver Green Bremsen: Scheibenbremsen rundum mit EBS und automatischer Motorbremse mit einer maximalen Bremsleistung von 256 kW bei 2.400 U/min Gewicht: 7.450 kg