Blockabfertigungen : Das Brenner-Dilemma setzt sich fort
Keine Möglichkeit des Vorankommens: „In vier Stunden haben die Fahrzeuge heute nur 17 Kilometer zurücklegen können“, bemängelte der Vizepräsident des italienischen Frächterverbands Conftransporto, Paolo Ugge, in einer kürzlich getätigten Aussendung. Ugge spricht damit auf eine verschärfte Verkehrssituation an, wie sie sich an geplanten Terminen im Jahr über die Brenner-Route zutragen könnte. Wie TRAKTUELL bereits berichtet hat, wird heuer der einreisende Lkw-Verkehr an zumindest 25 Tagen auf der A12 (Kufstein/Kiefersfelden) blockweise abgefertigt. Unterstützung für dieses Vorhaben bekommt die Tiroler Landesregierung mittlerweile schon aus mehreren politischen Lagern. Die Maßnahme soll aber nicht nur dem Umweltschutz dienen, sondern auch der Verkehrssicherheit, wie es heißt,
Italienischer Feiertag und Lkw-Blockabfertigungen kamen sich in die Quere
Was Paolo Ugge vom italienischen Frächterverband in seiner Kritik gegen die Blockabfertigungen am Brenner nicht berücksichtigt hat, ist, dass Italien am 25. April einen Feiertag begangen hat und der Reiseverkehr über die Brenner-Route neben dem Lkw-Fernverkehr zusätzlich in die Höhe schnellte und für reichlich Chaos entlang der Route sorgte. Dass sich dadurch am Mittwoch längere Wartezeiten für alle Verkehrsteilnehmer ergaben, ist nur die logische Konsequenz. Ungünstiger Weise überschnitt sich der Feiertag auch mit den Lkw-Blockabfertigungen: An der Grenze wurden die Lkw gezählt, um nur maximal 300 Lkw pro Stunde durch Österreich zu lassen.
Auf deutscher Seite scheint man an dem besagten Tag besser vorbereitet gewesen zu sein: Für Autofahrer gab es nur wenige Beeinträchtigungen, wie die Verkehrspolizei berichtete. Die rund 90 Einsatzkräfte bemühten sich, die Autos auf der linken Spur und an den stehenden Lastwagen vorbei zu leiten. Die Geschwindigkeit wurde auf Tempo 80 beschränkt. Die Tiroler Polizei hatte um fünf Uhr Früh mit der Blockabfertigung begonnen. Gegen 13.30 Uhr war die Aktion an der Grenze wieder beendet, allerdings hatte sich bis dahin reichlich Rückstau gebildet, wie ein Polizeisprecher berichtete.
Davon überzeugt, dass die Lkw-Blockabfertigungen am Brenner ein Verkehrskollaps verhindert hätten, ist der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. „Aufgrund des extrem hohen Verkehrsaufkommens im Land wurden zwischenzeitlich auch nur 250 Lkw durchgelassen – dadurch konnte in Tirol ein totaler Verkehrskollaps bis in die Nachmittagsstunden hinein vermieden werden“, so Platter. „Die Dosierung hat uns am heutigen Tag vor Schlimmerem bewahrt. "Hätten wir den Lkw-Zulauf nicht dosiert, wäre es heute mit Sicherheit zu einem Verkehrsstillstand im Inntalkorridor gekommen."
Das Fazit des "Brenner-Dilemmas": Lkw-Blockabfertigungen und ein erhöhtes Reiseverkehrsaufkommen führten direkt ins Chaos. Die wahren Leidtragenden des Desasters waren erneut die Lkw-Fahrer, die zum Teil stundenlang in der Kolonne ausharren mussten.
Folgen Sie dem Autor auf Twitter: @lukasklamert