Kartell : Daimler ist mit einer Klagswelle seiner Kunden konfrontiert

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Mehr als dreihundert Logistikunternehmen waren es vor Weihnachten, die Klage gegen den Daimler-Konzern erhoben hatten. Sie sollen nach eigenen Angaben durch eine vermutete Kartellbildung zwischen Daimler und anderen Herstellern einen Schaden in Höhe von über einer Milliarde Euro erlitten haben. Betroffen ist nicht nur Daimler selbst, sondern auch die Marken Iveco, Volvo/Renault, DAF und MAN - geklagt wird aber nur Daimler.

Unter den Klägern befindet sich auch die Deutsche Bahn. Im Vorfeld hatten die Bundeswehr und weitere Unternehmen wie Flughafenbetreiber und Logistikfirmen ihre Ansprüche an diese abgetreten. Zahlreiche Klagen sind bereits eingelangt, darunter bei den Landgerichten München, Stuttgart und Hannover. Kommunen befinden sich auch unter den Klägern.

Die Kläger werfen den Stuttgartern unerlaubte Absprachen mit anderen Herstellern vor und verlangen Schadenersatz. "Mit den illegalen Preisabsprachen wurde uns und den anderen Geschädigten ein enormer Schaden zugefügt", sagte etwa der zuständige Bahn-Vorstand Ulrich Weber. Allein die konzerneigene Spedition DB Schenker sei mit mehreren Tausend Lastwagen betroffen.

Daimler will prüfen

Im konkreten Fall soll es um Lkw-Verkäufe zwischen 1997 und 2011 gehen. Die EU-Kommission hatte bereits 2016 gegen alle Beteiligten Geldbußen in Höhe von knapp drei Milliarden Euro verhängt. Brüssel stellte damals zwar eine Kartellbildung fest, sagte aber nicht, dass diese Absprachen höhere Preise zur Folge gehabt hätten. Daimler ist nun aber der Meinung, dass den Kunden dadurch kein Schaden entstanden sei.

Allein die deutsche Bahn beziffert das bisherige Einkaufsvolumen mit deutlich mehr als zwei Milliarden Euro. Eine Daimler-Sprecherin kündigte bereits an, dass das Unternehmen geltend gemachte Schadensersatzforderungen sorgfältig prüfe und sich gegen unberechtigte Ansprüche entschieden zur Wehr gesetzt werde, wie die deutsche Tageszeitung FAZ berichtete. "Die EU-Kommission hat zur Frage eines Schadens für die Kunden in ihrer Entscheidung nichts festgestellt. Wir gehen davon aus, dass unseren Kunden kein Schaden entstanden ist", heißt es in einem Statement des Daimler-Konzerns.

Nach Weihnachten hat auch der deutsche Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung Klage eingereicht und will damit Schadenersatzforderungen für rund 3.200 Spediteure in neun europäischen Ländern durchsetzen. Die Forderungen sollen sich auf mehr als 500 Millionen Euro addieren.