Schwere Klasse : DAF XF spart 10 Prozent Kraftstoff ein

Die neue, schwere Baureihe von DAF Trucks ist die erste Lkw-Generation überhaupt, welche die geänderte EU-Richtlinie für Abmessungen und Gewichte in der Entwicklung berücksichtigt hat. Diese Richtlinie ist seit 1. September 2020 in Kraft und inzwischen in den meisten EU-Ländern in nationales Recht umgesetzt. Auch in der Schweiz gibt es eine entsprechende Ausnahmeregelung. Die Richtlinie erlaubt eine Verlängerung der Fahrzeugfront, wenn dies entweder der Reduktion von Emissionen oder der Verbesserung der Sicherheit dient. Ebenso dürfen aerodynamische Anbauteile am Heck des Fahrzeugs, des Anhängers oder Aufliegers angebaut werden, die über die maximale Gesamtzuglänge von 18,75 Meter hinausgehen. Die Fahrzeuge müssen jedoch weiterhin in die bestehende Infrastruktur passen und dürfen den maximalen Wendekreis nicht überschreiten.

DAF hat die neuen Abmessungen von Anfang an bei der Produktentwicklung seiner neuesten Schwerfahrzeugreihe berücksichtigt. Die neue Lkw-Generation soll damit auch die Maßstäbe in Sachen Kraftstoffeffizienz, Sicherheit und Fahrkomfort neu definieren. Diese Eigenschaften waren auch die Leitlinie zur Entwicklung der neuen Baureihe. Das Ergebnis sind die drei Fahrzeugmodelle DAF XF, XG und XG+

Es scheint naheliegend, dass die eckige Kabinenform eines Frontlenker-Lkw aerodynamisch ungünstiger ist, als die eines Hauben-Lkw. Angesichts der neuen Möglichkeiten zur Verlängerung der Fahrzeugfront hat DAF zunächst Simulationen und Feldversuche mit einer extrem langgezogenen, spitz zulaufenden Schnauze durchgeführt. Das Ergebnis brachte eine Verbesserung des Luftwiderstands um satte 20 Prozent. Allerdings legte das Fahrzeug damit deutlich an Gewicht zu und wurde schwerer zu manövrieren. Also konzentrierte man sich in der Folge auf eine Optimierung des klassischen Frontlenker-Designs. Durch eine Abrundung der Kabine zu den Seiten hin, einer leichten Verjüngung des Fahrerhauses nach vorne und einer Strömungsoptimierung der Kabine konnten ebenfalls 19 Prozent aerodynamische Verbesserung erzielt werden, ohne an Gewicht zuzulegen. Im Gegenteil: Der neue DAF XF ist um ganze 175 Kilogramm leichter als sein Vorgänger. Der verbesserte Luftwiderstand zeichnet für sich genommen für eine Verringerung des Kraftstoffverbrauchs um 6,3 Prozent verantwortlich.

Weitere drei Prozent an Kraftstoffeinsparungen ergeben sich durch den verbesserten Antriebsstrang. Innovationen beim Motor sind die neue Generation Turbolader, die neue Einspritzung, der Zylinderblock und Zylinderkopf sowie ein erhöhter Zünddruck. Auch das Abgasnachbehandlungssystem wurde überarbeitet. Dabei setzt man bei DAF nach wie vor auf eine Kombination aus Abgasrückführung (AGR) und selektive katalytische Reduktion (SCR). Auch die Verluste im Motor wurden reduziert, etwa durch eine neue Lichtmaschine eine elektrische Ölpumpe und eine verbesserte Anströmung des Kühlers.

Insgesamt wurden die Motoren durch diese Maßnahmen nicht nur effizienter, sondern verfügen nun auch über ein höheres Drehmoment, das bereits bei 900 Umdrehungen pro Minute anliegt. Ebenfalls verbessert wurde der Wirkungsgrad der Hinterachse: Effizientere Achsschenkellager und eine aktive Bremssattelrückstellung reduzieren dortige Reibungsverluste und sparen obendrein Ölvolumen und Gewicht ein.

Insgesamt stehen je drei 11 Liter- und drei 13-Liter-Motoren zwischen 367 und 530 PS zur Verfügung. Verstärkt wurde auch die Motorbremse: Die MX-Engine-Brake des 13-Liter-Motors ist laut DAF die stärkste Motorbremse am Markt und soll bei vielen Anwendungen den Verzicht auf einen Intarder ermöglichen. Und um Motorleistung und Dauerbremsanlage auch optimal einsetzen zu können, wurde der GPS-basierte Tempomat „Predictive Cruise Control III“ nochmals verbessert. Durch die intelligente und vorausschauende Steuerung der Geschwindigkeit und dem optimierten Einsatz von Eco-Roll können nochmals 0,9 Prozentpunkte beim Spritverbrauch geholt werden. Aus der Kombination von verbesserter Aerodynamik (6,3 %), Antriebsstrang (3 %) und Predictive Cruise Control (0,9 %) ergibt sich die Gesamteinsparung beim Kraftstoff von 10,2 %. „Das ist ein wichtiger Schritt, um das EU-Effizienzziel von 15 Prozent bis 2025 zu erreichen“, betont Raoul Wijnands, Project Manager Testing bei DAF Trucks.

Abgesehen von der deutlichen Effizienzsteigerung, macht DAF auch bei der Sicherheit Fortschritte. Die Sicht des Fahrers aus der Kabine wurde durch Absenkung der Fensterlinien deutlich verbessert. Dank der hoch liegenden, elektronischen Außenspiegel, die elektrisch einklappbar sind, wird auch die Sicht schräg vor das Fahrzeug nicht weiter behindert. Insgesamt erhält die neue DAF-Generation bei der Direktsicht drei von fünf möglichen Sternen. Das ist herausragend in dieser Fahrzeugklasse. Damit erfüllen die neuen Trucks beispielsweise die ab 2024 geltenden Voraussetzung zur Einfahrt in den Großraum London. Ein Highlight ist auch das optionale DAF Corner Eye: ein extremes Fischaugen-Weitwinkelobjektiv erfasst den Bereich vor und rechts neben der Kabine. Das Bild wird über den Monitoren der elektronischen Außenspiegel rechts an der A-Säule wiedergegeben und ist damit intuitiv im Blickfeld des Fahrers beim Abbiegevorgang. Zudem erhältlich ist ein Abbiegeassistent, um vor vulnerablen Verkehrsteilnehmern neben dem Fahrzeug aktiv zu warnen. Für eine gute Nachtsicht sorgen die Scheinwerfer in serienmäßiger Voll-LED-Ausführung. Die optimierte Crash-Sicherheit der Kabine, die sich bei einem Aufprall um 40 Zentimeter nach hinten verschieben kann, ohne dabei den Kontakt zum Fahrgestell zu verlieren, rundet das Sicherheitskonzept von DAF für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer ab.

DAF spricht selbst von der größten Verbrauchseinsparung aller Zeiten, eine Behauptung, die wir gerne noch im Zuge einer Verbrauchsmessung auf unserer TRAKTUELL-Teststrecke überprüfen werden. Die bisherigen Handling-Testfahrten in den Bergen Andalusiens waren jedenfalls vielversprechend: Das Fahrzeug fährt sich stimmig und nicht nur der 13-Liter-Motor, sondern auch das 11-Liter-Aggregat, brauchen sich in Sachen Drehmoment am Berg nicht zu verstecken. Platzangebot und Komfort, insbesondere in der Großraumkabine XG+, sind schlicht überwältigend. Mit 12,5 m3 hat DAF damit auch bei der neuesten Generation seiner Schwerfahrzeugreihe die größte Kabine im Markt. Auf den ersten Blick gibt es jedenfalls kaum etwas, was man hätte besser machen können: Der neue DAF ist in fast allen Bereich auf Augenhöhe mit dem Mitbewerb oder diesem sogar voraus. Einzig eine elektro-hydraulische Lenkung und die damit verbundenen, aktiven Spurhaltesysteme sind beim fliegenden Holländer noch nicht zu finden. Aber das kommt ja vielleicht noch.