Klare Bestimmung : DAF XF 440 im Test

Der DAF XF Edition 2015 glänzt mit Lederausstattung LED-Leuchten hinten und dem GPS-gesteuerten Tempomaten PPC. Der schaut bei DAF 2 km voraus auch im Tunnel. Hier hat man im Vergleich zu manchem Mitbewerber ganze Arbeit geleistet

Die Entwicklung dieser neuesten Generation von Tempomaten mit ihrer GPS-gesteuerten Regelung hat die Dieselverbräuche in den vergangenen drei Jahren purzeln lassen. Gemeinsam mit der Einführung der Euro 6-Motoren sind wir von rund 28 Litern nun bei durchschnittlich 25 Litern angekommen. Wenige Ausnahmen liegen sogar darunter. Dies entspricht einer realen Einsparung von gut 10 %!

Die zweite wesentliche Entwicklung auf der Seite des Antriebsstrangs ist die Tendenz zum Downsizing. Also der Einsatz kleinerer Motoren mit relativ hoher Leistung. Unter der Kabine unseres DAF XF wohnt ein kompakter 11 Liter-Motor, der aus seinen 10,8 Litern Hubraum dank hoher Einspritzdrucke bis 2.500 bar und variablem Turbolader auf 320 kW/435 PS gepusht wird und immerhin 2.100 Nm Drehmoment ans Getriebe schickt.

Apropos Getriebe. Die AS Tronic arbeitet sauber, zeigt auch unter Volllast keine Schwachen und harmoniert sehr gut mit dem vorausschauenden Tempomaten. Im Eco-Modus wird die Leistung in den Gängen 1 bis 11 um 10 % abgesenkt. Nur im 12. Gang steht immer die volle Power zur Verfügung.

Erfahrungswerte

Die Erfahrung auf unserer Strecke hat gezeigt, dass sich Leistungen ab 450 PS aufwärts tendenziell positiv auf das Gesamtergebnis auswirken. DAF kombiniert den kleinen Motor mit einer recht kurzen 2,64er Achse. Damit wirkt der kompakte Motor etwas agiler. Dies bedeutet bei unserer Testgeschwindigkeit von 85 km/h eine Drehzahl von 1.130 Umdrehungen pro Minute. So kann zwar der 12. Gang auch in kleineren Anstiegen recht gut gehalten werden. Wenn das GPS erkennt, dass der Anstieg im höchsten Gang zu packen ist, dann fällt die Drehzahl auch schon mal auf 900 U/min. Wir werden sehen, wie sich dieses Gesamtpaket in den langen Rolletappen schlägt. Mehr dazu später.

Luftunterstützung

Die Neuheit, zumindest für DAF, ist der GPS-gesteuerte Tempomat, der hier Predictive Powertrain Control – kurz PPC – heißt. In drei Effizienzstufen ist er zu regeln. Bei 80 km/h ergeben sich so Varianzen in der Geschwindigkeit von -4, -7 oder -10 km/h, die er zur Optimierung des Verbrauchs in die Rollphase über Geländekuppen investieren darf. Das System funktioniert natürlich auch beim Landstraßentempo von 60 km/h. Hier geht‘s -3, -5 und -7 km/h nach unten.

Insgesamt ist PPC bei DAF eher defensiv ausgelegt und arbeitet jedenfalls sehr feinfühlig. Es erkennt selbst im Tunnel, dass es danach bergab geht. Auf unserer Runde ist dies im Semmeringtunnel Richtung Bruck an der Mur zu sehen, hier geht er weit vor dem Tunnelausgang vom Gas. Eco Roll hingegen ist fragwürdig konfiguriert. Speziell auf der A2 zwischen Vösendorf und der Kreuzung mit der S6, wo es tendenziell bergauf geht, lasst die Ecoroll-Funktion den DAF permanent von 85 auf 83 km/h zurückfallen, um dann wieder zu beschleunigen. Das haben wir bei anderen Testfahrzeugen schon deutlich effizienter erfahren.

Auf der Strecke

Jetzt aber genug der grauen Theorie. Ab ins Fahrzeug! Bei unserem Testfahrzeug handelt es sich um einen XF „Edition 2015“, der mit feiner Lederausstattung, LED-Leuchten hinten und dem neuen GPS-Tempomaten lockt. Wieder mal eine Wohltat in diesem Jahrhundertsommer sind die Sitze mit Lüftung (und Heizung natürlich). Generell sitzt man im DAF äußerst bequem. Die geteilte Rückenlehne lässt sich perfekt an den Körper schmiegen. So komfortabel das Space Cab des XF insgesamt ist, umso verwunderlicher ist, dass Querrillen relativ ungefiltert und hart in der Lenkung zu spüren sind. Die Lenkung ist an sich sehr leichtgängig, hat aber den Nachteil, dass sie im Geradeauslauf etwas sensibel bzw. direkt reagiert und dadurch einen nervösen Eindruck macht.

Eine weitere praktische Neuheit ist die Integration der Tachodaten im Menü. So hat man permanent den aktuellen Status seiner Lenk- und Ruhezeiten im Blick und kann sich rechtzeitig auf die Suche nach einem Parkplatz machen. Nach wie vor etwas unpraktisch gelöst ist die Position des Dreh- und Druckknopfes zur Menübedienung, der während der Fahrt hinter dem Lenkrad und Lenkstockhebel versteckt nicht zu sehen ist. Mit etwas Übung findet man ihn aber vermutlich blind. Sehr platzsparend und perfekt erreichbar gelöst ist hingegen die Positionierung des Getriebewahlrades im Armaturenbrett. Wie perfekt moderne Lkw insgesamt geworden sind! Vorbildlich in der großen holländischen Hütte ist das Geräuschniveau. Selbst unter Volllast ist der kleine Motor extrem zurückhaltend und wirkt zumindest bei der Geräuschentwicklung niemals angestrengt. Dennoch hat man das Gefühl, dass der 11 Liter-Motor trotz seiner 2.100 Nm seine liebe Muhe mit 40 Tonnen am Berg hat. Eindeutig belegt wird dieser Eindruck von unserer Bergwertung. 37 km/h im 9. Gang bei der Ausfahrt Semmering sind leider nicht berühmt.

Unsere Verbrauchs- und Geschwindigkeitstabelle zeigt eindeutig, dass sich die höhere Drehzahl auch auf Rolletappen auswirkt. Die Sparstrecke auf der A1 von Linz zurück nach Wien absolviert der DAF mit durchschnittlich 23,95 Litern. An sich ein toller Wert, aber hier konnte mit Sicherheit alleine durch eine längere Achsübersetzung das eine oder andere Zehntel gespart werden.

Fazit

Die Kombination aus relativ kurzer Achse und den daraus resultierenden Drehzahlen kombiniert mit dem fehlenden Durchzug am Berg ergibt einen mittlerweile eher durchschnittlichen Gesamtverbrauch von 26,43 Liter/100 Kilometer. Hinzu kommt noch ein AdBlue-Konsum von 0,93 Litern pro 100 Kilometern. Downsizing macht mit Sicherheit Sinn, bringt allerdings in erster Linie auf flachen Strecken Vorteile, wenn man den gesamten Antriebsstrang darauf auslegen kann. Auf unserer für Osterreich definitiv repräsentativen Strecke liegt die Wahrheit beim schweren nationalen Fernverkehr wohl eher bei den größeren 13-Liter-Motoren.

Technische Daten

DAF XF 440 FT 4x2

Kabine: Space Cab, luftgefedert

Motor: Motor MX-11, Euro 6, AGR, SCR, 10.800 cm³, 320 kW/435 PS bei 1.450–1.700 U/min, 2.100 Nm von 1.000–1.450 U/min; MX Engine Brake mit 325 kW bei 2.100 U/min

Getriebe: ZF AS-Tronic 12AS2130 DD, 12+2 Gänge, Übersetzung 15,86 – 1,00, inkl. Predictive Cruise Control (GPS-Tempomat) Achsübersetzung: i = 2,53

Reifen: 315/70 R 22,5 Goodyear FMAXS, FMAXD

Bremsen: Scheibenbremsen rundum mit EBS und ESP, elektronische Parkbremse, ZF Intarder mit 500 kW

Gewicht: 7.390 kg

Verbrauchswerte und Durchschnittsgeschwindigkeit

Etappenlänge in km | Verbrauch in l/100 km | Durchschnittsgescwindigkeit in km/h:

Etappe 1: Raststation Steinhäusl – Knoten Vösendorf 42 km 31,67 79,91

Etappe 2: Knoten Vösendorf – Knoten Seebenstein 53 km 27,66 85,05

Etappe 3: Knoten Seebenstein – Knoten St. Michael 104 km 31,97 77,49

Etappe 4: Knoten St. Michael – Knoten Voralpenkreuz 133 km 24,78 81,55

Etappe 5: Knoten Voralpenkreuz – Raststation Steinhäusl 165 km 23,95 83,13

Gesamte Strecke: 497 km 26,43 82,50

Bergwertung: Knoten Seebenstein – Abfahrt Semmering 24 km 66,25 73,22

Geschwindigkeitsmesspunkt Abfahrt Semmering: 37 km/h bei 1.120 U/min im 9. Gang

AdBlue: Hinzu kommt ein AdBlue-Verbrauch von 0,93 l/100 km

Wetter: wenig Wind Temperatur: Start: 19° C, Mittag: 26° C, Ende: 27° C

Verkehr: Behinderungen auf der S6 durch Baustellen, daher auch die niedrige Geschwindigkeit auf Etappe 3, viel Verkehr auf der A1 Richtung Wien