Wirtschaft : An der Zapfsäule bezahlen die Briten teuer für den Brexit
„An dieser Stelle fiele es leicht mit dem Finger über den Ärmelkanal zu zeigen und in die zugegeben sehr bequeme ‚Wir haben es euch ja gesagt‘-Haltung zu verfallen. Doch damit wäre nun wohl niemandem geholfen. Geht es einem Handelspartner schlecht, wirkt sich dies früher oder später auch immer wirtschaftlich negativ auf die Europäische Union aus. Fakt ist: Großbritannien steckt in einer echten Krise – vielleicht der ersten, die nicht mehr leugbar aus dem Brexit resultiert, auch wenn Regierungsvertreter der dafür verantwortlichen Partei dies weiterhin vehement versuchen. An mehr als der Hälfte aller britischen Tankstellen herrscht Kraftstoffmangel und Wirtschaftsexperten sehen in den nächsten Wochen keine Besserung. Aus der Downing Street tönt es, die nationalen Reserven seien weiterhin vorhanden, Raffinerien und Tanks voll. Es mangele lediglich an Fahrern, welche die Tankstellen im Land durchgehend beliefern können. Dieser Versuch, das gesunkene Schiff namens Brexit weiterhin zu verteidigen, hält allerdings keiner genaueren Beobachtung stand, lässt sich doch auch das Fehlen qualifizierter Kraftfahrer auf die Abkoppelung von der EU zurückführen. Arbeitsmigration, auch gefördert durch innereuropäische Sonderreglungen, sorgte bereits über Jahrzehnte für Stabilität und Wachstum, besonders in der Logistikbranche. Diese Tatsache musste nun auch das britische Wirtschaftsministerium einsehen und verkündete entgegen des Willens ihres Premierministers eine sofortige Kurskorrektur bei der Ausstellung von Arbeitsvisa. 5.000 ausländische Lastkraftwagenfahrer sollen die entstandenen Lücken stopfen – allerdings nur mit einer Aufenthaltsgenehmigung bis Weihnachten. Dass Fachkräfte, egal aus welcher Branche, unter diesen Bedingungen sicherlich nicht sofort in Jubelstürme ausbrechen und vom Festland auf die Insel stürmen, dürfte klar sein. Um gut ausgebildete Fahrer zu bekommen, müssen heutzutage Anreize her, die Großbritannien in der jetzigen Situation einfach nicht zu bieten hat. Kurz gesagt: Es muss einfach mehr kommen, als ein überhasteter Versuch die Fehler der letzten Jahre kurzfristig zu übertünchen – nicht nur für die Bevölkerung und die Wirtschaftskraft des Königreichs, sondern auch für stabile Handelsbeziehungen mit uns als Partnern in der EU.“