Kommentar : Alle Räder stehen still…
Was die Gewerkschaften in den vergangenen Jahren nur in wenigen Ausnahmen und dann meist nur vorübergehend in Form von Warnstreiks während der alljährlichen Gehaltsverhandlungen geschafft haben, ist nun in weiten Teilen Europas Realität. Das macht natürlich auch vor der Logistik nicht halt: Mit Ausnahme des Lebensmittelhandels sowie bei Transporten von medizinischen Gütern, Pharmazeutika und der Liefertätigkeit im Zusammenhang mit dem boomenden Onlinehandel ist auch der Warenverkehr massiv eingebrochen. Wann sich Produktion und Handel in Europa wieder erholen ist unklar. Jeder Staat kocht derzeit sein eigenes Süppchen an Maßnahmen und Restriktionen, beispielsweise was die Öffnung und Schließung von Grenzen betrifft. Einigermaßen beunruhigend ist dabei, dass nicht ganz klar ist, wie lange die Beschränkungen konkret dauern sollen. Auch seitens der in Österreich verantwortlichen Politiker gibt es diesbezüglich nur vage Ankündigungen und Durchhalteparolen. Man müsse evaluieren und dürfe sich nicht auf ein schnelles, vollständiges Ende der Maßnahmen einstellen. Der Kanzler gefällt sich derweil in seiner Rolle als oberbefehlshabender Krisenmanager. Die Polizei schikaniert unterdessen zum Teil sogar Personen, die alleine auf Parkbänken in der Sonne sitzen, obwohl es dafür laut der Verordnung zur Eindämmung der Verbreitung von COVID-19 eigentlich keine Rechtsgrundlage gibt. In Ungarn ist man schon einen Schritt weiter: Hier hat Orban mittels Notstandsgesetz das Parlament außer Kraft gesetzt, ohne Ablaufdatum. Wir alle zahlen einen hohen Preis für die momentanen Bestrebungen zur Virus-Bekämpfung, nicht nur wirtschaftlich sondern auch mit dem Verlust unserer grundlegenden Bürgerrechte – anders als in Ungarn ist dieser Zustand hoffentlich nur vorübergehen. Wie lange sich die wirtschaftlichen Folgen bemerkbar machen und wie groß der volkswirtschaftliche Schaden insgesamt sein wird, ist zurzeit noch nicht abschätzbar.