Alternative Antriebe : ACEA kritisiert: Ladestellennetz in Europa löchrig wie Schweizer Käse
Der Verband der europäischen Automobilhersteller ACEA präsentierte im Vorfeld der Trilog-Verhandlungen über die CO2-Grenzwerte von Lkw zwischen dem Europäischen Parlament, der EU-Kommission und den Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten Daten, die die Löchrigkeit des Ladesäulennetzes in Europa belegen sollen.
Demnach müssten nicht nur bedeutend mehr emissionsfreie beziehungsweise emissionsarme Lkw rasch auf den Markt kommen, um die ambitionierten CO2-Standards einhalten zu können, es müsste auch an einer durchgängigen Ladeinfrastruktur geschraubt werden. Aktuell fehle diese in Europa fast komplett und es gebe keinen klaren Aktionsplan seitens der EU, um das zu ändern, kritisiert ACEA.
Nach vorsichtigen Schätzungen werden auf europäischen Autobahnen mindestens 6.000 Hochleistungs-Ladestationen mit einer Ladeleistung ab 500 kW benötigt. Dazu seien weitere 20.000 reguläre Ladepunkte für Elektro-Lkw erforderlich, was die Zahl auf insgesamt 26.000 ansteigen lässt.
Ladestationen nicht auf Lkw ausgelegt
„Die schockierende Tatsache ist, dass es heute nicht einmal eine einzige öffentliche Ladestation für Langstrecken-Lkw gibt", sagte der ACEA-Generalsekretär Erik Jonnaert. „Außerdem gibt es noch keinen Standard für die benötigten Hochleistungsstecker." Die tonnenschweren Lkw könnten die Hochleistungs-Ladestationen für Pkw aufgrund des höheren Energiebedarfs nicht nutzen sowie die fehlenden Parkplätze entlang der Hauptrouten durch Europa.
Ähnlich problematisch sieht die Situation laut ACEA bei Wasserstofftankstellen aus: Auf Pkw ausgelegte Wasserstoff-Ladestationen eignen sich nicht für Lkw, weil der Druckspeicher schlichtweg zu klein ist, um die Anforderungen tonnenschwerer Fahrzeuge zu erfüllen. Der Verband geht davon aus, dass bis 2025/2030 rund 1.000 geeignete Wasserstofftankstellen für Lkw benötigt werden.
Derzeit seien es aber weniger als zehn in ganz Europa - und allesamt nur für Pkw nutzbar. Was komprimiertes und verflüssigtes Erdgas (CNG und LNG) angeht, sind in einigen EU-Mitgliedstaaten für Lkw geeignete Tankstellen in Betrieb - doch ihre Verteilung innerhalb von Europa ist uneinheitlich und die Anzahl der Stationen insgesamt ist gering, so der Verband. In Österreich befindet sich Tankmöglichkeit im Ennshafen, wie TRAKTUELL in einem Praxistest mit einer Scania G 410 LNG-Sattelzugmaschine berichtet hat.
Europaweiter Aktionsplan erforderlich
"Die politischen Entscheidungsträger müssen sich dieser alarmierenden Situation bewusst sein, wenn sie zukünftige CO2-Ziele für Lkw vereinbaren, da diese von einem massiven Anstieg der Verkäufe alternativ angetriebener Lastwagen abhängig sind", warnte Jonnaert. "Die Ziele sollten entsprechend festgelegt werden – und müssen von einem Aktionsplan begleitet werden, um die für Lkw geeignete Infrastruktur EU-weit auszubauen.
Von den Kunden kann nicht erwartet werden, dass sie in alternativ angetriebene Lkw investieren, wenn sie nicht die Möglichkeit haben, sie aufzuladen oder zu tanken."Der ACEA unterstütze uneingeschränkt eine Einigung über die neuen CO2-Normen für Lkw. "Wir fordern die Entscheidungsträger jedoch dringend auf, dafür zu sorgen, dass die Ziele in der Praxis erreicht werden können."
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