Corona-Krise : Traton-Chef für europaweites Flotten-Erneuerungsprogamm

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Die Industrie versucht mit allen Mitteln, das wirtschaftliche Katastrophenjahr irgendwie zu retten. Dabei liegen die teils hausgemachten Probleme vor der Corona-Krise. Im Zuge des schrittweisen Wirtschaft-Comebacks durch die Lockerungsmaßnahmen der Politik scheinen jedoch alle Mittel recht, um das Geschäft wieder in Fahrt zu bringen. Die Kaufprämie ist eines jener heiß diskutierten und umstrittenen Mittel, um die es dabei geht. Doch jetzt tritt auch die Abwrackprämie auf den Plan.

Die börsennotierte VW-Konzerntochter Traton, zu der die Lkw-Marken MAN und Scania gehören, fordert eine europaweite Abwrackprämie für Lastwagen. Dabei müsse rasch gehandelt werden, sagte Traton-CEO und VW-Vorstandsmitglied Andreas Renschler am Montag in München. Gerade um die Verkaufszahlen von MAN könnte es besser stehen. Aktuell werden zum Leidwesen des Unternehmens rote Zahlen geschrieben, der operative Verlust lag im ersten Quartal bei 78 Millionen Euro. Die Verkaufszahlen fielen im ersten Quartal um 20 Prozent auf 46.000 Lastwagen und Busse - der Gewinn brach um 75 Prozent auf 96 Millionen Euro ein.

Automobilindustrie als Konjunkturmotor

Eine Möglichkeit für frischen Wind auf dem Absatzmarkt zu sorgen, sieht Renschler nun in einem "Flotten-Erneuerungsprogramm". Traton pocht dabei auf die wichtige Bedeutung, den die Automobilindustrie für die deutsche Wirtschaft hat. "Wir brauchen Impulse für Investitionen», sagte der Traton-Chef am Montag. "Wir brauchen eine deutliche Anschubhilfe in der Europäischen Union." Käufer von modernen Euro-6-Lastwagen könnten einen staatlichen Zuschuss von zehn oder 20 Prozent des Kaufpreises bekommen. Dann könnten viele ältere Lastwagen der Schadstoffklassen Euro-3 bis Euro-5 ersetzt und verschrottet werden. Das solle nicht nur den Unternehmen und ihren Mitarbeitern, sondern auch dem Klima helfen, so Renschler.

Sicherstellung der Zahlungfähigkeit

Nach sechs Wochen Stillstand seien jetzt zwar alle wichtigen Werke wieder schrittweise am Hochfahren, es müsse sich dennoch auf einen erheblichen Umsatz- und Ergebnisrückgang im zweiten Quartal vorbereitet werden, sagte Traton-Finanzvorstand Christian Schulz. Wenn die Lieferketten halten, könnte die Produktion bis Mitte des Jahres vielleicht sogar wieder 80 Prozent der Kapazität erreichen. Aber wenn keine neuen Bestellungen kämen, sei der heutige Auftragsbestand in zwei, drei Monaten aufgezehrt und „abgevespert“.

Das Augenmerk liege jetzt auf der Sicherung der Zahlungsfähigkeit, sagte Finanzchef Schulz. Von Banken und der Mutter VW könne er bis zu 5,5 Milliarden Euro Kredit bekommen. Doch die Marktlage zeigt, dass aktuell kaum Sattelzugmaschinen gefragt sind. Renschler sagte: "Kurzarbeit hilft kurzfristig hilft, aber nicht, wenn langfristig Stückzahlreduzierungen da sind". Besonders hart trifft dieser Umstand MAN. Noch vor der Corona-Krise Anfang März, hatte der Nutzfahrzeughersteller einen massiven Stellenabbau angekündigt, um Investitionen für den Konzernumbau stemmen zu können.