Straßengüterverkehr : Gas-Lastkraftwagen gar nicht so umweltfreundlich

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Die Organisation Transport & Environment (T&E) kritisiert mit verflüssigtem Erdgas (LNG) betriebene Lkw aufgrund ihrer Emissionswerte. Ein von der niederländischen Regierung in Auftrag gegebener Praxistests zeigt, dass diese im Vergleich zu Lkw mit modernen Dieselmotoren bis zu fünfmal mehr Stickoxide emittieren. Die neuen Erkenntnisse stünden im Widerspruch zu den Behauptungen der betroffenen Lkw-Hersteller, dass Gas-Lkw die Stickoxidemissionen um 30 Prozent senken, erklärt T&E. Entsprechende Testergebnisse veröffentlichte die Organisation im September und fordert die deutsche Bundesregierung und ihre europäischen Partner auf, die Subventionierung umweltschädlicher LNG-Lkws in Form der extrem niedrigen Besteuerung von fossilem Erdgas im Verkehr zu beenden.

Im Rahmen der Praxistests wurden drei LNG-Lkw getestet. Sie stießen im kombinierten Stadt-, Land- und Autobahnverkehr zwei bis fünfmal mehr schädliche Stickoxide aus als der getestete Diesel-Lkw mit dem niedrigsten Testergebnis. Im Stadtverkehr waren es zwei bis dreieinhalb mehr Stickoxide im Vergleich zum getesteten Diesel-Lkw mit den geringsten Emissionswerten. Mit Biomethan (Biogas) angetriebene Nutzfahrzeuge würden identische Emissionswerte aufweisen, da sich die Brennstoffeigenschaften von Biomethan nicht von denen von fossilem Erdgas unterscheiden, heißt es in einer Mitteilung.

„Gas-Lkw sind nicht sauber und oftmals sogar schmutziger als Diesel-Fahrzeuge", sagt Stef Cornelis, Manager, Clean Trucks bei T&E. "Erdgas ist lediglich ein weiterer umweltschädlicher fossiler Kraftstoff. Es ist an der Zeit, dass die Politik die neue Beweislage berücksichtigt und Steuervergünstigungen und Subventionen für gasbetriebene Lkw und Investitionen in LNG-Infrastruktur ein Ende bereitet", so Cornelis.

Die Praxistests würden ebenso verdeutlichen, dass alle drei getesteten Gas-Lkw ähnlich hohe Feinstaubemissionen verursachen wie Diesel-Lkw. Feinstaubpartikel können tief in die Lunge eindringen, vom Blutkreislauf aufgenommen werden und so Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs verursachen. Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zu den Angaben der Fahrzeughersteller, dass Feinstaubemissionen nahezu vollständig eliminiert würden.

Überdies erachtet T&E Gas-Lkw als kein geeignetes Mittel, um den Straßengüterverkehr zu dekarbonisieren - LNG-Lkw mit Fremdzündungsmotor verursachen demnach lediglich drei bis fünf Prozent weniger Treibhausgasemissionen als der getestete Diesel-Lkw mit dem niedrigsten Testergebnis. Der LNG-Lkw von Volvo mit neuer Hochdruck-Direkteinspritzung (HPDI) wies im Test 14 Prozent geringere Emissionen auf. Berechnungen von T&E zeigen jedoch, dass nach der Berücksichtigung der vorgelagerten Emissionen durch Gasförderung und Transport Fahrzeuge mit Fremdzündungsmotor sogar klimaschädlicher sind als Diesel-Lkw und Fahrzeuge mit HPDI-Motor lediglich einen geringfügigen Vorteil bringen.

Nichtsdestotrotz wird im Straßengüterverkehr verwendetes fossiles Erdgas von den EU-Regierungen weiter durch Steuerervergünstigungen, Mautbefreiungen und Kaufprämien subventioniert, kritisiert T&E. Ohne diese Subventionen gäbe es dieses Marktpotenzial für Gas im Verkehrssektor nicht. „Um ihre Marktanteile zu steigern, versucht die Gasindustrie verzweifelt, Politiker davon zu überzeugen, dass gasbetriebene Lkw gut für das Klima seien. Tatsache ist jedoch, dass Gas ein fossiler Brennstoff wie Öl und Kohle ist und dessen Nutzung gleichermaßen beendet werden muss", schlussfolgert Stef Cornelis.

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