Personenverkehr : Autonomer Bus verkehrt planmäßig in Salzburg

© Lukas Klamert

Nach zahlreichen Tests mit unterschiedlichen, selbstfahrenden Shuttlefahrzeugen ist der Digibus im August, September und Oktober planmäßig in der Gemeinde Koppl unterwegs. Der Bus des Typs EasyMile EZ10 verbindet den abseits der Hauptverkehrsader gelegenen Ort Koppl mit der knapp zwei Kilometer entfernten Bushaltestelle der Linie 150, die zwischen Salzburg und Bad Ischl verkehrt. Das Testsetting stellt somit einen äußerst praxisrelevanten Einsatz dar: Das Passagieraufkommen ist für den rentablen Betrieb einer bemannten Buslinie zu klein, die Strecke äußerst kurz. Die zwei Kilometer lange Straße bis zur Bushaltestelle, die obendrein sehr steil ist, stellt jedoch eine große Hürde für die Bewohner bei der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs dar, wenn sich die erste und letzte Meile nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewältigen lässt. Das erschwert insbesondere Menschen mit eingeschränkter Mobilität den Zugang zum Verkehrsnetz. Ein kleiner, autonomer Bus kann hier Abhilfe schaffen, indem er das Gemeindezentrum mit der Hauptverkehrsader und der dortigen Buslinie verbindet.

Salzburg Research testet den Einsatz autonomer Fahrzeuge auf dieser Strecke bereits seit 2017 mit Shuttles unterschiedlicher Hersteller. TRAKTUELL berichtete bereits von Anfang an, unter anderem mit einem Videobeitrag über den autonomen Bus des Typs Navya Arma in der Salzburger Gemeinde.

https://youtu.be/Kw4tjOx0qpc

„Die Erprobung unter realen Bedingungen – auf einer ganz normalen Straße mit verschiedenen Verkehrssituationen inner- und außerhalb des Ortsgebiets mit Steigungen, Linksabbiege-Situationen und mit verschiedensten weiteren Verkehrsteilnehmern – brachte herausfordernde Details in den Bereichen Fahrsicherheit und Selbständigkeit zutage. Die dafür erarbeiteten Lösungen werden nun im Demobetrieb 2020 getestet“, sagt Projektleiter Karl Rehrl, Forschungslinienleiter bei Salzburg Research. Derzeit ist im Fahrbetrieb noch ein Operator an Bord, irgendwann sollen derartige Busse jedoch völlig autonom verkehren können. Dazu ist es nötig, dass das Fahrzeug sowohl mit den Fahrgästen als auch mit anderen Verkehrsteilnehmern interagiert und kommuniziert. „Im vollautomatisierten Kontext ohne Ansprechperson vor Ort muss der Bus sehr klar kommunizieren. Dafür wurden in den letzten Monaten Lösungen für das Störfallmanagement, Kapazitätsmanagement sowie Interaktionskonzepte mit den Fahrgästen und zu anderen Verkehrsteilnehmern entwickelt“, erklärt Rehrl. Dazu kommen im Labor erprobte Lösungen zur Fahrgastinformation auf Touchscreen-Sprechstellen zum Einsatz. Über diese Anzeigen im Bus und an der Haltestelle werden fahrt- und anschlussrelevante Informationen angezeigt, um den Digibus besser in den öffentlichen Nahverkehr zu integrieren und den Fahrgästen ein sicheres Fahrgefühl zu bieten. In den letzten Monaten wurde im Projektkonsortium auch intensiv an den Bereichen Customized Layouts, User Interface Design und User Experience sowie der Audio-Signalverarbeitung für bessere Sprachverständlichkeit gearbeitet. Hervorzuheben ist dabei die intelligente Interaktion mit dem von Commend entwickelten Chatbot-Sprachassistenten.

Rahmenbedingungen für den Demobetrieb

Fahrplan: Der Demobetrieb läuft von 10. August bis 28. August sowie von 21. September bis 16. Oktober 2020. In dieser Zeit wird der Digibus werktags in fünf Kursen zwischen 9.00 bis 13.30 Uhr als Ergänzung zur Linie 152 geführt. Dadurch wird der bisherige Stundentakt der Linie 152 testweise auf einen Halbstundentakt verdichtet.

Fahrstrecke: Der Digibus verkehrt zwischen Koppl Ortsmitte und Koppl Sperrbrücke (Anschluss an die Linie 150 Salzburg – Bad Ischl).

Operator an Bord: Wie bisher ist auf öffentlichen Strecken ein geschulter Operator vorgeschrieben, der den Fahrbetrieb überwacht und jederzeit eingreifen kann. Die Fahrten mit dem Digibus sind kostenlos!

Digibus der aktuellsten Generation

Für den Demobetrieb 2020 steht die dritte und neueste Generation des EasyMile EZ10 Shuttles zur Verfügung. Insbesondere die Sensorik wurde in dieser Weiterentwicklung verbessert: Die LIDAR-Sensoren verfügen im neuen Shuttle über 32 statt bisher 16 Layer und sind anders positioniert. Zudem ist das Shuttle nur mehr monodirektional fahrbar, was den Vorgaben einiger Länder entspricht, damit ein automatisiertes Shuttle für den Straßenverkehr zugelassen werden kann.

Das neue Shuttle wurde im Mai 2020 in Koppl angeliefert. Seither laufen Vorbereitungen für den Demobetrieb, Einschulung der Operatoren und technische Tests. Wie auch bisher fährt der Digibus mit Probekennzeichen (Zulassungsinhaber: Salzburg Research) und Sondergenehmigung des Umweltministeriums. Eine reguläre Straßenzulassung ist für automatisierte Fahrzeuge in Österreich noch nicht verfügbar.