Elektrifiziert : Wird es bald einen eActros geben?

© Actros

Dass sich deutsche Nutzfahrzeughersteller in Sachen „Lkw-Elektrifizierung“ gegenüber der amerikanischen Konkurrenz in Zurückhaltung üben, ist einerseits bekannt, andererseits auch wenig verwunderlich. Denn Zugmaschinen mit konventioneller Motorisierung sind nicht nur robust, sondern überbieten elektrisch betriebene Zugpferde auch bei Leistung und Reichweite bei weitem.

So hatte sich mit Skepsis auch der Chef der weltweiten Daimler-Lkw-Sparte, Martin Daum, in einem Interview zu diesem Thema geäußert. Explizit bezog sich Daum auf die Pläne des Konkurrenten Teslas, der im nächsten Jahr mit einem vollelektrisch angetriebenen 40-Tonnen-Lkw für den Fernverkehr an den Start gehen will. Derzeitige Entwicklungen verfolge man nicht mit Angst oder Arroganz, sondern mit Respekt, so Daum. Der Lkw-Hersteller plant nun selbst, seinen Actros noch dieses Jahr für den schweren Verteilerverkehr zu elektrifizieren. Das Vorhaben basiert auf der Konzeptstudie "Urban eTruck".

Die Batterie diktiert die Grenzen des Machbaren

Probleme für den E-Truck sieht Daum bei den Themen Fernverkehr und Batterietechnologie. „Anfang 2018 gibt es noch keine Batterietechnologie, die reif genug wäre, zu einem vertretbaren Preis 40 Tonnen mindestens 500 Kilometer bei jedem Wetter und in jedem Terrain durch die Gegend zu fahren", erklärte Daum gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Er sehe darüber hinaus keine Batterie, die eine Lebensdauer von einer Million Kilometer hat, was aber die Anforderung für einen konventionellen Lkw sei. Insofern liege der eigene Fokus auf elektrifizierten Trucks, die in der Verteilerlogistik in urbanen Räumen unterwegs sein werden, so der Daimler-Trucks-Chef.

Rechtliche Bedenken bei autonomen Lastkraftwägen

Ein weiterer strittiger Punkt sind rechtliche Fragen bei autonomen Lkws sowie deren technische Realisierung. Der Daimler-Truck-Chef äußerte sich auch hier mit Skepsis gegenüber den von Tesla getätigten, teils sehr optimistischen Ansagen. Hierzulande sehe er keine Voraussetzungen, die das erlauben würden. Ausnahmen für die baldigere Anwendung autonomer Technologie im Lkw sind aus seiner Sicht abgesperrte Areale wie der Tagebau sowie das sogenannte Platooning, bei dem mehrere Lkw über längere Strecken in Kolonne fahren um so die Effizienz zu erhöhen. Einen komplett fahrerlosen Lkw, der im Verkehr "mitschwimmt", sehe er auf "absehbare Zeit" nicht.

eCitaro kommt 2018, eSprinter erscheint 2019

Im Segment leichter Nutzfahrzeuge feierte erst vor kurzem der eSprinter in Duisburg seine Premiere - zugleich auch jener Ort, an dem das Modell künftig produziert werden soll. Auf den Markt kommt der vollelektrische Transporter aber erst 2019. Im Laufe 2018 will der Hersteller noch den E-Stadtbus Citaro für den städtischen Personentransport dazwischenschieben. Und wer weiß, mit etwas Glück und wenn Daimler Wort hält, wird im Herbst auf der IAA Nutzfahrzeugmesse in Frankfurt bereits ein „eActros“ zu sehen sein.

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