Jubliläum : VW jubelt über 25 Jahre Volkswagen Nutzfahrzeuge

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„Wichtig war zuerst einmal, die Vielzahl der Themen und Aktivitäten organisatorisch zu bündeln und die Verantwortlichkeiten neu zu regeln", erzählt Bernd Wiedemann, damaliger Vorstandschef der jungen Marke Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) und erinnert sich: "Die direkte Berichterstattung an den Vorsitzenden des Konzernvorstands war uns ein Anliegen." Wiedemann steuerte zuvor bei der Autolatina Produktplanung, Entwicklung, Logistik und Produktion von mehr als 3.500 Fahrzeugen pro Tag an neun Standorten in Brasilien und Argentinien. Und er revolutionierte die LKW-Fertigung im brasilianischen Resende mit dem Produktionskonzept des „Consórcio Modular“, das die Zulieferer einbezog.

Bündelung der Kompetenzen im Leitwerk

Dennoch blieb es Anfangs eine "Sisyphos-Arbeit" angesichts der Vielzahl von Produktionsstandorten der Marke VWN. Neben Hannover und Emden wurden auch in Polen, Tschechien, Spanien, Mexiko, Brasilien, Südafrika und Taiwan Nutzfahrzeuge gebaut“, so Wiedemann. Beim sogenannten UBN (Unternehmensbereich Nutzfahrzeuge), wie das Transporterwerk in Hannover Volkswagen-intern hieß, kam die Idee gut an,Keimzelle der fünfte Marke im Konzern zu sein. Der damalige Betriebsratsvorsitzende Siegfried Schinowski begrüßte die Neustrukturierung, weil dadurch kürzere und schnellere Wege zur Standort- und Beschäftigungssicherung und Kompetenzen im neuen Leitwerk Hannover gebündelt würden. Hinzu kam, dass alle gültigen und künftigen Tarifverträge auch weiterhin uneingeschränkt für Hannover galten. VWN blieb Teil der Volkswagen AG.

14.000 Mitarbeiter waren 1995 in der hannoverschen Transporterproduktion und der Gießerei beschäftigt. In diesem Jahr verließen 700 T4 durchschnittlich pro Tag die Bänder. Das zweite Standbein des Werks, der "L"T, stand mit einer Tagesproduktion von 80 Stück kurz vor dem Ende seiner Produktion – ein Nachfolger war mit dem LT2 zwar in Sicht, aber erst für Mitte 1996 geplant.VW war unterhalb des traditionellen Transportergeschäfts mit dem Caddy bis 1992 präsent. Der Stadtlieferwagen auf Golfbasis wurde bis zum Beginn des Bürgerkriegs im einstigen Jugoslawien gefertigt. Ein Caddy-Nachfolger musste her, zudem sollte der brasilianische 7,5-Tonnen-Lastwagen, der L80, als Export die Modellpalette abrunden.

Neue Fertigungs- und Logistikkonzepte

Die neue Marke VWN hatte, so Wiedemann damals in einer Pressekonferenz, das Ziel, ihren Marktanteil weltweit auszubauen. Zwar war VWN in Südamerika dank des dort gebauten Bullis T2 die Nummer eins bei leichten Nutzfahrzeugen und die Nummer zwei bei Lastwagen, aber in Europa war die Marktstellung im Gegensatz zum Pkw-Bereich noch relativ schwach. Im Werk Hannover hielten neue Fertigungs- und Logistikkonzepte Einzug. Die Produktpalette wurde mit dem Ziel verändert, bedeutende Skaleneffekte in Großserien zu erreichen. Parallel wurde der bisherige Montagestandort im polnischen Poznań zum voll funktionstüchtigen Werk für die Großserienfertigung ausgebaut. Neu entwickelte Modelle brachten nach einer Konsolidierungs- und Neuorientierungsphase ab der Jahrtausendwende den Turnaround. „VWN wurde profitabel und finanzierte die Investitionen aus eigener Kraft“, unterstreicht Bernd Wiedemann.

Werk in Poznań fertigt Caddy und Crafter

2003 brachte VWN die fünfte Bulli-Generation, den T5, auf den Markt. Allein für die Entwicklung der nun deutlich differenzierten Varianten California, Multivan und Transporter wendete die Marke zwei Milliarden Euro an Entwicklungskosten auf. 2004 folgte die neue, dritte Caddy-Generation, die im Volkswagenwerk Poznań und seitdem nur dort gebaut wird. Die Lkw-Produktion im brasilianischen Resende boomte, dort lief ab 2005 der schwere LKW-Baureihe Constellation vom Band, mit der Volkswagen die Marktführerschaft in Brasilien erreichte. 2008 wurde die Volkswagen Trucks and Bus South America Operations bei MAN eingegliedert und ist heute als MAN Latin America ein wesentlicher Teil der Traton-Gruppe.

Ab 2006 komplettierte der Crafter vorläufig die Neuvorstellungen von VWN, für dessen neueste Generation 2016 im polnischen Września ein hochmoderner Standort eröffnet wurde. Der Amarok war fertig geplant und lief seit 2009 im argentinischen VW-Werk Resende und in Hannover seit 2012 vom Band. Und Bernd Wiedemann? Ende 2006 ging er in den Ruhestand. Sein 1995 formuliertes Ziel, die Weltmarktanteile auszubauen, erreichte er mit VWN. „In den vergangenen 25 Jahren hat sich Volkswagen Nutzfahrzeuge zu einer Marke mit Strahlkraft entwickelt“, betont Carsten Intra, Vorstandsvorsitzender von VWN.