Camping : Teilweise extreme Steigerungsraten beim Campen

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Viele Österreicher haben heuer das Camping für sich entdeckt – nicht zuletzt, weil es soziale Distanz und viel Aufenthalt im Freien ermöglicht. Einen geradezu explosionsartigen Anstieg verzeichnen die Neuzulassungen von Campingfahrzeugen: So wurden im heurigen August in Österreich knapp 84 Prozent mehr Wohnmobile und 34 Prozent mehr Wohnanhänger neu zugelassen als im Vorjahresmonat (absolute Zahlen für August 2020: 279 Wohnmobile, 98 Wohnanhänger).

Auch gebrauchte Campingfahrzeuge sind beliebter als im Jahr zuvor: Die Zulassungsrate von Wohnmobilen aus zweiter Hand stieg im Vergleich zum August 2019 um 13 Prozent, jene von gebrauchten Wohnanhängern um knapp 23 Prozent (absolute Zahlen für August 2020: 442 Wohnmobile, 546 Wohnanhänger, Quelle: Statistik Austria).

Auch wenn die Nachfrage derzeit sehr groß ist, am günstigsten ist grundsätzlich ein Kauf zwischen Oktober und Dezember", sagt Tomas Mehlmauer, Präsident des Österreichischen Camping Clubs (ÖCC). "Ob Neu- oder Gebrauchtfahrzeug – eine umfassende Information vorab erweist sich im Nachhinein als wertvoll. Der Kauf eines 'Campers' ist nicht mit dem eines Pkw zu vergleichen – immerhin dient das Fahrzeug auch als Wohnraum."

Wer noch zwischen Reisemobil und Wohnwagen schwankt, mietet sich am besten beide Modelle für ein paar Tage zur Probe. "Abhängig von der Anzahl Mitreisender, sollte der Platzbedarf eher großzügig gewählt werden" rät der Experte. "Auch, ob und wo es einen Abstellplatz für längere Parkzeiten gibt, muss vorab geklärt werden."

Größe, Gewicht, Ausstattung und NoVA berücksichtigen

Beim Reisemobil gilt: je kleiner das Fahrzeug, desto mobiler. Wer also sehr viel unterwegs sein möchte und Bewegungsspielraum braucht, sollte Abstriche beim Innenraum machen. Sportliche Camper wiederum sollten Platz für sperriges Equipment wie E-Bike oder Surfbrett einplanen. Zu beachten ist bei Reisemobilen unbedingt das höchstzulässige Gesamtgewicht: Mit dem B-Führerschein darf man maximal 3,5 Tonnen bewegen – über 3,5 Tonnen wird ein Lkw-Führerschein der Klasse C1 oder C benötigt, es fallen höhere Mautgebühren an und es gelten andere Temporegeln.

Frisch- und Abwassertank sollten mindestens 100 Liter fassen und für den Winterbetrieb beheizbar sein. Wer nachhaltig kaufen möchte: Umweltfreundliche Alternativen finden auch im Campingsegment immer häufiger Zugang – zum Beispiel in Form von e-Hybrid statt Diesel oder Elektro- statt Gasheizung.

"Egal, ob man ein neues Reisemobil beim österreichischen Händler kauft oder ein neues oder gebrauchtes aus dem Ausland importiert, in Österreich wird die NoVA fällig. Bei Neufahrzeugen hängt die Steuer in der Regel von den CO2-Emissionen und damit dem Normverbrauch und dem Kaufpreis ab.

Bei Reisemobilen, deren Aufbau in nicht selbst tragender Bauweise ausgeführt ist, kann die Steuer wahlweise auch anhand der Leistung ermittelt werden. In diesem Fall liegt die Steuer bei mindestens 16 Prozent. Der Höchstsatz liegt jedenfalls generell bei 32 Prozent des Nettokaufpreises", gibt ÖCC-Experte Mehlmauer zu bedenken.

Gebraucht kaufen – gründliche Inspektion von Reifen & Co. vorab wichtig

Um böse Überraschungen beim Kauf eines Gebrauchten zu vermeiden, sollte man auf folgende Details achten:

Reifen: Genau checken – denn insbesondere bei Wohnwägen werden sie teils vernachlässigt. Nach fünf Jahren sollten neue Reifen her.

Feuchtigkeit: "Verfärbungen und modriger Geruch sind deutliche Hinweise. Daher Staufächer und Boden auf Lüftungslöcher prüfen", sagt der ÖCC-Experte.

Öffnungen: Dichtungsgummis an Türen, Fenstern und Dachluken dürfen nicht spröde sein und müssen richtig schließen.

Gas: Alle mit Flüssiggas betriebenen Geräte müssen gecheckt und in die Gas-Prüfbescheinigung eingetragen sein.