Logistik : Keine Angst vor dem Export in Drittstaaten!

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Wenn das Chaos und die Aufregung im Logistiksektor um den nun doch in Kraft getretenen Brexit-Deal eines gezeigt haben, dann, dass ein Großteil der Branche immer noch den Handel außerhalb der EU-Grenzen scheut. Zu bequem ist die Zollunion mit ihren vielen Freiheiten und ohne echte Grenzen, sodass sich auch viele deutsche Unternehmen auf Im- und Export innerhalb dieses juristischen Eldorados beschränkt haben. Zum ersten Mal seit zehn Jahren ging die Entwicklung des deutschen Außenhandels wieder zurück – von einem Spitzenhoch von 1.328 Milliarden Euro im Vorjahr auf 1.205 Milliarden beim Export. Dieser Abwärtstrend lässt sich natürlich durch das Aufkommen der Corona-Pandemie erklären, die zuerst die Ein- und Ausfuhr von beziehungsweise nach China und anschließend auch zu großen Teilen im restlichen Nicht-EU-Ausland lahmlegte. Doch die wirtschaftliche Lage beruhigte sich allen Warnungen zum Trotz fast so schnell wieder, wie sie sich zuvor noch verschlechterte, was nun große Chancen für Logistikunternehmen bereithält – wenn sie sich denn trauen.

Aufschwung trotz Spannung

Als die letzte weitreichende Pandemie über die Welt einbrach, folgten im Anschluss Jahre der Euphorie. Die Ausrottung der Spanischen Grippe läutete mit den Goldenen Zwanzigern ein Jahrzehnt des wirtschaftlichen und innovativen Aufschwungs ein und die Geschichte wiederholt sich offensichtlich mal wieder: Das Kieler Institut für Weltwirtschaft sagt für Deutschland ein Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent im Jahr 2021 und von 4,5 Prozent im Jahr 2022 voraus. Hingegen lässt sich in besonders stark Corona-geschädigten Euro-Südstaaten wie Spanien und Italien, die noch dazu über eine weniger widerstandsfähige Industrie verfügen, nicht mit einer so schnellen Erholung rechnen. In einer globalisierten Welt ist wirtschaftlicher Aufschwung allerdings immer auch an starke Handelspartner gebunden. Sind diese in der direkten Nachbarschaft nicht mehr zu finden, müssen sich deutsche (und auch österreichische) Unternehmen in der Ferne umsehen – auch wenn dies aus der logistischen Komfortzone namens Zollunion führt. Der erste Blick fällt naturgemäß immer auf den Wachstumsmarkt Asien, wo beispielsweise China nach eigenen Aussagen mit einer Steigerung um 18 Prozent das größte Wirtschaftswachstum seit 30 Jahren verzeichnet – doch auch die USA wollen nicht zuletzt aufgrund der politischen Spannungen mit dem schon erwähnten Gegenspieler nach einer Talfahrt wieder oben anschließen.

Brexit macht erfinderisch

Als zu Beginn des Jahres 2021 ein langjähriger Geschäftspartner die Zollunion endgültig verließ und so ein ungewohntes Drittland direkt vor der eigenen Haustür kreierte, musste die Logistikbranche bereits ihre Adaptionsfähigkeiten unter Beweis stellen. Unternehmen entwickelten in Windeseile kreative Lösungen, passten ihre Lieferketten den neuen Gegebenheiten an, vermieden durch effizientere Beladung lange Zollkontrollen und stellten sich sogar auf die anrauschende Bürokratieflut ein. Der Brexit wurde größtenteils gemeistert und infolgedessen wurden ganz neue Infrastrukturen für komplexere betriebliche Abwicklungen geschaffen – warum diese also nicht weiter nutzen? Warum noch vor anderen europäischen Außengrenzen kapitulieren, wenn die eigens ausgearbeiteten Lösungen für den Im- und Export mit Großbritannien doch schon funktionieren? Handel mit den Briten kann bei einem derartigen Expansionsunterfangen durchaus als Generalprobe gesehen werden – mit dem noch bestehenden Handelsabkommen als Fangnetz. Logistiker, die diese Hürde bereits gestanden haben, wären vielleicht bereit für einen weitergehenden Blick über den handelstechnischen Tellerrand.

Gut vorbereitet heißt schnell abgewickelt

Um eine reibungslose Durchführung an den Zollgrenzen zu gewährleisten, ist wie so oft im Leben auch beim Außenhandel eine gute Vorbereitung das A und O. Logistiker müssen sicherstellen, dass ihre Fahrer von den Geschäftspartnern – deren Ware sie transportieren – alle nötigen Dokumente und Genehmigungen erhalten. Dazu gehört eine statistische Warennummer für alle beförderten Güter und bei Import in die EU zusätzlich eine EORI-Nummer. Zudem sollte die Beladung auf kritische Bestände geprüft werden, die einer Genehmigungspflicht unterliegen. Ausfuhranmeldungen müssen vorab beim Zoll eingereicht werden und das ausgestellte Ausfuhrbegleitdokument (ABD) muss die Ware bis zur Ausgangszollstelle begleiten, in der die endgültige Abfertigung erfolgt. Hat die Ware das EU-Zollgebiet endgültig verlassen, wird der Warenausgang durch einen elektronischen Ausgangsvermerk bestätigt. Die Archivierung der Zollunterlagen müssen Logistikunternehmen unter Einhaltung der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen betreiben. Auf den ersten Blick eine lange Liste, mit Aussicht auf viel zusätzliche Arbeit, auf den zweiten allerdings eine große Expansionschance in wachsende Märkte. Ob es sich lohnt, den Schritt zu wagen, muss natürlich jeder Logistiker für sich selbst abwägen, doch eines ist klar: Es besteht kein Grund für Angst vor dem Export in Drittstaaten.