Logistik : Fachmesse CES 2019 zeigte Kurioses für die letzte Meile

© Hyundai

Die letzte Meile ist die letzte entscheidende Hürde, bevor das heiß ersehnte Päckchen endlich in die Hände des Bestellers gelangt, oder zumindest in einen dafür vorgesehenen Lagerpunkt vor der Haustüre. Sie möglichst effizient zu überwinden war auch Thema der diesjährigen Consumer Electronics Show in Las Vegas. Dabei hielten sich manche der Unternehmen auch nicht zurück, so manch kurioses Konzept zu präsentieren. Zwei Visionen fielen dabei ganz besonders auf: Roboterhunde von Continental und gehende Fahrzeuge von Hyundai.

Gemeinsam haben beide, dass sie als Teil eines ganzheitlichen Lieferkonzepts zu verstehen sind. Kurz und bündig lässt sich das Konzept des Tech-Unternehmens Continental folgendermaßen erklären: Zunächst fährt ein fahrerloses Fahrzeug vor die Haustüre des zu beliefernden Hauses vor, dann springen die Roboterhunde mitsamt den Paketen heraus und übernehmen den Gang zum Kunden. Als fahrerloses Versuchsfahrzeug kommt der CUbE (Continental Urban Mobility Experience) zum Einsatz, der durch ANYbotics, einem Spin-off der ETH-Zürich entwickelt worden ist.

„Dank der Roboterlieferung reicht die Vision für nahtlose Mobilität von Continental geradewegs bis zur Haustür“, erklärt Ralph Lauxmann, Leiter Systems and Technology der Division Chassis and Safety bei Continental, und ergänzt: „Beide sind elektrifiziert, beide sind autonom und im Prinzip können beide auf dem gleichen skalierbaren Technologieportfolio aufbauen. Diese Synergien schaffen ein spannendes Potenzial für ganzheitliche Lieferkonzepte, die ähnliche Lösungen für unterschiedliche Plattformen nutzen“. In dem Bereich werde sich eine gesamte Wertschöpfungskette entwickeln, so Lauxmann.

Belieferung von Wohngebieten im Fokus

Als wachsenden und dynamischen Markt, der durch den jährlichen steigenden E-Commerce-Umsatz angetrieben wird, sieht Continental den Bereich der Waren- und Paketlieferung in Wohngebieten. Die Lieferkosten würden durch dieses Wachstum stundenweise immer mehr an Bedeutung gewinnen. Eine entscheidende Rolle wird die automatische Warenanlieferung spielen. Ein Konzeptfahrzeug wie der CUbE soll einen oder mehrere Lieferroboter - zum Beispiel Robodogs - befördern, damit diese die letzten Meter der Waren- und Paketlieferkette zurücklegen.

Die Anforderungen an die Technologie sind hoch: Sie darf nicht zu teuer sein, um lukrativ zu bleiben, und sie muss robust und leistungsstark sein. Der Optimismus ist jedenfalls fest verankert: „Die Herausforderungen an einen Lieferroboter sind eine Parallele zu dem, was wir bei den automatisierten Fahrzeugen bereits kennen“, betont Jeremy McClain, Director of Systems and Technology bei Continental Nordamerika. Zudem würden Lieferroboter eine Technologie erfordern, die genauso fortgeschritten und robust ist wie Automobillösungen.

Angesichts der stetig zunehmenden Beliebtheit des Online-Shoppings und des Wachstums der Megacities werden einzigartige Lösungen für Paketlieferungen benötigt. Fahrerlose Fahrzeuge in Kombination mit Lieferrobotern könnten die richtige Lösung sein. Die Möglichkeitsform deutet jedoch an, dass es nicht gezwungenermaßen so sein muss. Inwieweit Robo-Hunde für die letzte Meile tatsächlich eine Umsetzung erfahren oder stattdessen in einer Schublade versauern wird sich frühestens in einigen Jahren zeigen.

Die letzte Meile bis zur Katastrophe

Mögen Roboterhunde zur Belieferung der letzten Meile schon sehr futuristisch anmuten, geht der südkoreanische Automobilhersteller Hyundai einen Schritt weiter. Das Unternehmen hat sich auf die Fahnen geschrieben, das erste je gebaute Fahrzeug mit beweglichen, aus- und einklappbaren Beinen zu produzieren. Genannt wird das nun auf der CES vorgestellte visionäre Konzept "Hyundai Elevate", das erste "Ultimate Mobility Vehicle" (UMV), das Technologie aus der E-Mobilität mit der Robotik zusammenführen soll. Seit drei Jahren arbeite Hyundai nun schon daran, erklärte John Suh, Hyundai-Vizepräsident and Leiter von Hyundai Cradle in Las Vegas.

Die vorgesehenen Einsatzbereiche des außergewöhnlichen Vehikels können nicht kreativer lauten: katastrophale Erdbeben, Waldbrände, Hurrikans und Überschwemmungen. In diesem Fall führt die letzte Meile direkt zum Patienten oder ins Krankenhaus. Aber auch die Belieferung mit dringend benötigen Medikamenten in Katastrophengebieten sei vorstellbar. Insbesondere im asiatischen Raum, wo Tsunamis oder Erdbeben mancherorts leider keine Seltenheit sind, könnte ein Einsatz-Vehikel wie dieses, den Unterschied über Leben oder Tod ausmachen.

„Aktuelle Fahrzeuge können nur bis zum Rand des Trümmerfelds. Dann muss zu Fuß weitergemacht werden. Elevate kann nicht nur hinfahren, sondern auch über das Geröll und die Trümmer gehen“, sagte Suh. „Diese Technologie reicht über Notfallszenarien hinaus - Menschen mit körperlichen Behinderungen, die über keine Rollstuhlrampe an der Eingangstüre verfügen, können einen Hyundai Elevate herbeirufen, der bis zur Türe hinaufsteigen kann, um sie samt Rollstuhl in den Transportraum aufzunehmen.“ Das Konzept basiert auf einer modularen EV-Plattform, wodurch es möglich wird, das Fahrzeug für verschiedene Situationen anzupassen.

Obwohl derzeit nur als reine Computeranimation vorhanden, sollen sich die Roboterbeine des Elevate in Natura um fünf Grad bewegen lassen, wofür vier elektrische Motoren sorgen. Der Clou: Das Vehikel kann die Gangart eines Menschen oder eines Reptils imitieren. Eine eineinhalb Meter hohe Mauer soll das Fahrzeug hinaufklettern beziehungsweise ein gleich großes Loch im Boden problemlos übersteigen können. Im normalen Fahrbetrieb werden dann die aus- und einklappbaren Beine verstaut. „In Kombination von Robotik und moderner EV-Technologie bietet der Elevate die Möglichkeit, Menschen dorthin hin zu befördern, wo es kein Fahrzeug zuvor konnte“, sagte David Byron, Design Manager, Sundberg-Ferar abschließend.

https://youtu.be/SZvQtlh6ueM

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