Unternehmer im Portrait : Ernst Prost lässt mit Aussagen zu sozialer Gerechtigkeit aufhorchen

In einem hochmonopolisierten und von Konzernen dominierten Umfeld – nämlich der Mineralölindustrie – hat der inzwischen 61jährige Ernst Prost es geschafft, das Unternehmen Liqui Moly zu einem bedeutenden Player im Schmierstoffgeschäft werden zu lassen. Im Jahr 2017 erzielte Liqui Moly mit 835 Mitarbeitern einen Umsatz von 532 Millionen Euro. Der Gewinn belief sich auf 52 Millionen Euro und es gab 11.000 Euro Prämie für jeden einzelnen Mitarbeiter, „Kolleginnen und Kollegen“, wie sie Prost in Aussendungen bezeichnet. Früher verwendete er gerne das Wort „Mitunternehmer“.

Erst zum Jahreswechsel 2018 verkaufte der geschäftsführende Gesellschafter Ernst Prost seine Unternehmensanteile an die Würth-Gruppe, ein Konzern mit 12,5 Milliarden Euro Umsatz und 70.000 Mitarbeitern. „Damit stelle ich den Fortbestand von Liqui Moly und Méguin für eine Zeit sicher, wenn ich selbst einmal nicht mehr am Steuerrad stehen sollte“, erklärte Prost. Er selbst bleibt weiter Geschäftsführer. „Es wird hier kein einziger Arbeitsplatz abgebaut, wir werden keine Abteilungen zusammenlegen, es wird nichts wegrationalisiert werden und wir werden definitiv unsere Eigenständigkeit, als Unternehmen als Firma und als Mannschaft behalten“, versicherte Prost seinen „Kollegen“. Vier Millionen Euro aus dem Verkaufserlös spendete der Unternehmer an die Ernst Prost Stiftung und die Ernst Prost Foundation for Africa.

„Soziale Gerechtigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für das friedliche Zusammenleben aller Nationen. Für die UN gehört soziale Gerechtigkeit zu den wichtigsten globalen Aufgaben, um Entwicklungsprozesse und die Würde des Menschen zu stärken“, ist auf der Website des regionalen Informationszentrums der Vereinten Nationen für Westeuropa zu lesen. Diskriminierung, Ungleichheit und Benachteiligung würden die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft im Kampf gegen millionenfache Armut und für eine gerechtere Welt untergraben. Anlässlich des Welttages der sozialen Gerechtigkeit, der am 20. Februar begangen wird, ließ nun Ernst Prost im Deutschlandfunk Kultur mit zahlreichen Äußerungen aufhorchen, die nicht recht ins Bild des zwanghaft gnadenlosen Unternehmertums passen, das von neoliberalen Ideologen mit Marktlogik oder dem natürlichen Streben nach Profitmaximierung gerechtfertigt wird. „Ein Unternehmer trägt Verantwortung. Nicht nur für den Inhalt seines eigenen Geldbeutels, sondern auch für die Menschen, die seinen Geldbeutel regelmäßig wieder füllen“, sagt Prost zum Beispiel und erkennt an: „Die Menschen bei Liqui Moly haben mich durch ihre Arbeit reich gemacht.“ Das aufgezeichnete Audio-Interview finden Sie hier.