Güterverkehr : Beginnt die Transsibirische Eisenbahn künftig in Wien?

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Die zunehmende Erschließung Zentralasiens und Chinas auf dem Landweg über die „neue Seidenstraße“ und die massive Förderung dieses Projekts seitens der chinesischen Regierung – es stehen Summen von 900 Milliarden Euro im Raum – führt auch in Zentraleuropa zu logistischen Überlegungen: Die Frage ist, wo die Züge aus dem fernen Osten künftig entladen werden. Und hier will nun auch Österreich mittmischen. Schon seit Jahren steht der Anschluss des österreichischen Schienennetzes an die russische Breitspur im Raum – die transsibirische Eisenbahn hat nämlich eine andere Spurweite als jene in West- und Zentraleuropa. Bislang fehlte es aber an schlüssigen Konzepten für die Ausgestaltung und Finanzierung der Trassenführung und vor allem auch an einem konkreten Standort für den nötigen Güterterminal. Sieht man sich das Wirtschaftswachstum in China und das Güterverkehrsaufkommen aus Fernost nach Westeuropa an, dann ist jedenfalls zu erwarten, dass ein solcher Terminal gewaltige Dimensionen haben müsste: etwa 200 Hektar Flächenbedarf werden dafür veranschlagt. Klar ist auch, dass damit ein enormer Zubringerverkehr im Umland generiert wird. Politisch gesehen ist diese Standortfrage also überaus heikel. Im Gespräch für den Terminal war bisher zumeist Parndorf im Burgenland, östlich von Wien. Nun hat aber der Parndorfer Bürgermeister, Wolfgang Kovacs, diesem Ansinnen öffentliche eine Absage erteilt und die Gemeinde aus dem Bezirk Neusiedl am See damit aus dem Rennen genommen. Die Suche nach einem geeigneten Standort geht somit weiter, auch Gebiete in Niederösterreich könnten in Betracht kommen.

Fertigstellung bis 2033?

Die 400 Kilometer lange Trasse für die Bahn soll über Kosice in der Ostslowakei bis in den Raum Wien führen. Wer die Kosten dafür trägt – es steht eine Summe von 6,5 Milliarden Euro im Raum – ist bislang noch offen. Ebenso stellt sich die Frage nach den Transportgütern, die auf der Schiene künftig befördert werden sollen. Aus Richtung China gibt es vermutlich genug Frachtaufkommen, die Bahn muss nur den Wettbewerb mit dem Wasserweg für sich entscheiden. Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil, vor allem für hochwertige Güter, ist die Geschwindigkeit: Während Schiffe oft wochen- und monatelang auf den Weltmeeren unterwegs sind, schafft die Bahn die Strecke aus China in nur zwei Wochen. Spannend bleibt die Frage, was die Züge auf ihrer Rückreise im Gepäck haben sollen, denn das Transportaufkommen zwischen China und Zentraleuropa ist derzeit stark asymmetrisch. Aber wer weiß, womöglich ändert sich das künftig und bis zur angestrebten Fertigstellung des neuen Bahnanschlusses im Jahr 2033 rinnt auch noch viel Wasser die Donau hinunter. Zunächst muss erst einmal ein passender Standort für den Güterterminal gefunden werden.