Praxisfahrt : Auch autonom funktioniert: "Hamburg TruckPilot" feiert Erfolg

MAN HHLA CTA
© Thies Raetzke

Seit Ende 2018 treiben MAN Truck & Bus und die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) das Forschungs- und Erprobungsprojekt „Hamburg TruckPilot“ zur Entwicklung von Automatisierungslösungen voran. Nach der Vorbereitungs- und Testphase fanden als Höhepunkt ab Ende Mai die Praxistestfahrten statt, bei denen mit elektronischen Automatisierungssystemen ausgestattete Prototypen-Lkw im logistischen Regelbetrieb fuhren.

Wichtig für den erfolgreichen Ablauf war die Beteiligung der Spedition Jakob Weets e.K. aus Emden: Der Logistikpartner stellte nicht nur Fahrer, sondern kümmerte sich um das komplette Containerhandling und integrierte die Prototypen-Lkw in ihren regulären Transportprozess. „Wir freuen uns, Teil des innovativen Forschungsprojekts zu sein und damit die Entwicklung von zukünftigen Automatisierungslösungen zu unterstützen“, so Geschäftsführer Jakob Weets mit Blick auf das Potenzial, das automatisierte Fahrfunktionen hinsichtlich der Entlastung von Lkw-Fahrern künftig bieten können.

Bei der jeweiligen Praxisfahrt beförderte der Weets-Fahrer zunächst ganz konventionell steuernd einen 40-Fuss-Container im Auftrag der VW-Konzernlogistik vom Weets Container Terminal Soltau zum rund 70 Kilometer entfernten Container Terminal Altenwerder (CTA) im Hamburger Hafen. Nach dem Check-Gate des CTA wechselte der Fahrer auf den Beifahrersitz und stattdessen stieg ein Sicherheitsfahrer zu, der aus rechtlichen Gründen an Bord sein musste und auch für den unwahrscheinlichen Fall eingreifen konnte, dass der Test unter Prototypen-Bedingungen dies erforderte. Damit war die absolute Sicherheit für alle Beteiligten im laufenden Terminalbetrieb zu jeder Zeit garantiert.

Danach fuhr der Lkw autonom über das Terminalgelände seine richtige Position in der Blocklagerspur an und rangierte ebenfalls selbstständig rückwärts in die richtige Parkposition. Nach dem Containerumschlag erfolgte die Rückfahrt zum Check-Gate ebenso autonom und jenseits des Terminalgeländes übernahm wieder der Fahrer der Spedition Jakob Weets e.K. das volle Kommando.

Till Schlumberger, Projektleiter bei der HHLA und verantwortlich für Hamburg TruckPilot, ist sehr zufrieden: „Die Tests haben es gezeigt. Wir können autonome Lkw in unsere Terminalprozesse integrieren. Ein wichtiger Schritt, denn autonomes Fahren wird kommen. Entsprechend wollen und müssen wir uns als HHLA frühzeitig darauf vorbereiten, dass perspektivisch autonome Lkw an unseren Terminals Container abholen beziehungsweise anliefern.“

Und auch Sebastian Völl, Projektleiter Automatisiertes Fahren bei MAN Truck & Bus, freut sich über den geglückten Praxistest: „Hamburg TruckPilot ist ein wichtiger technologischer Meilenstein auf dem Weg zur Hub-to-Hub-Automatisierung“, ordnet Völl den Erfolg ein und spricht damit einen weiteren Aspekt an, der im Rahmen der Praxistestfahrten in Hamburg stattfindet. Denn auf den Zubringerfahrten auf der A7 zwischen dem Weets Container Terminal Soltau und dem Hafengelände sammelten die Projektbeteiligten während der Praxistestfahrten bereits zahlreiche Daten für kommende Projekte, die künftig auch außerhalb abgeschlossener Areale stattfinden könnten.

Denn erst Ende Mai haben Bundestag und Bundesrat das Gesetz zum autonomen Fahren beschlossen, welches den Einsatz solcher autonomer Fahrzeugsysteme in Deutschland in festgelegten Betriebsbereichen, wie zum Beispiel auf Strecken zwischen Logistik-Hubs, überwacht durch eine technische Aufsicht grundsätzlich ermöglicht.Auf dem ITS-Weltkongress im Oktober 2021 werden die Projektpartner die detaillierten Ergebnisse von „Hamburg TruckPilot“ vorstellen.