Wild-Warner : Achtung: Wild-App voraus!

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Wildunfälle sind leider keine Seltenheit: Alle zwei Minuten verursacht der Zusammenprall mit einem Wildtier auf Deutschlands Straßen einen Unfall. In Österreich kollidiert im Schnitt alle sechs bis zehn Minuten ein Autofahrer mit einem Reh, Hirsch oder Wildschwein. Die offiziellen Zahlen der letzten Jahre liegen laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) bei rund 80.000 Wildunfällen pro Jahr. Schätzungen des ÖAMTC gehen sogar von höheren Werten aus, bis zu 100.000 Wildtiere verenden demnach auf Österreichs Straßen jährlich.

In einer ähnlich brenzligen Situation befanden sich die beiden Entwickler der Wildwarner-App. Im Dezember 2014 lief den beiden Niederbayern Alfons Weinzierl und Alexander Böckl ein Reh vor die Motorhaube. Zum Glück ging die Situation für beide Männer glimpflich aus, sie blieben unversehrt, nur das Fahrzeug hatte einen Blechschaden erlitten. Doch mitten in der Nacht gab es ein noch viel größeres Problem: „Wir wussten nach dem Unfall nicht genau, was zu tun war, und mussten über eine Stunde auf den zuständigen Jäger warten“, erklärt Weinzierl im Interview. Das war zugleich die Initialzündung für die Entwicklung einer App.

Kooperativer App-Ansatz

Die Funktionsweise ist einfach wie effizient: Der digitale Wildwarner warnt Autofahrer bei der Fahrt durch Gefahrengebiete mit erhöhtem Wildwechsel automatisch per Signal. Da Autobahnen oft eingezäunt sind, konzentrierten sich die Entwickler auf viel befahrene Bundes- und Landstraßen in der Nähe eines Waldes.

Dass der Fahrer die Augen während der Fahrt auf der Straße lässt, sei bei der Entwicklung besonders wichtig gewesen. Die App berücksichtigt auch Faktoren wie Tage- oder auch Jahreszeit, denn der Wildwechsel ist bekanntlich nicht immer gleich stark ausgeprägt. „Wichtig ist, dass die Fahrer sensibilisiert bleiben, sonst würde ja ein einfaches Warnschild ausreichen“, betont Weinzierl.

Kommt es dennoch zu einem Wildunfall, erhält der Nutzer eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und auf Basis der GPS-Lokalisierung die Kontaktdaten des für das Revier zuständigen Jägers oder einer Polizeidienststelle. Wie flächendeckend Daten geliefert werden, sei übrigens davon abhängig, wie viele Personen Daten in die App einpflegen.

Zum Beispiel pflegt ein Jäger den Wildwechsel für sein Revier ein und hinterlässt, wenn er möchte, seine Kontaktdaten, damit er bei einem Wildunfall in seinem Revier schnell zur Stelle ist. Momentan sind laut Weinzierl rund 800 Reviere registriert. Der Fokus lag anfangs noch in Bayern, doch das habe sich mittlerweile geändert. Auch im angrenzenden Österreich hat das App-Start-up bereits einen Fuß in der Tür.

Inte­gra­tion in Tele­matik­sys­teme

Als nächster Schritt schwebt den Entwicklern eine Inte­gra­tion der App ins Tele­matik­sys­tem von Lkw vor. Gerät ein Lkw-Fahrer in einen Wildunfall, meldet die App dem Disponenten den Standort. Um die Idee voranzutreiben, suchen die drei jungen Männer derzeit nach Unternehmen mit eigenem Fuhrpark. „Wir wollen das nicht theoretisch planen, sondern von Anfang an in der Praxis testen.“ Mit ihrem soliden Ansatz waren sie bisher erfolgreich: „Wir wachsen lieber ein bisschen langsamer, aber dafür nachhaltig.“

Acht Tipps zur Unfallvermeidung

Auch wenn die Empfehlungen der Wild- und Verkehrsexperten ident sind und jährlich wiederholt werden, kommt es immer wieder zu Verkehrsunfällen mit Wildtieren. Nur ein angepasstes, bzw. richtiges Verhalten von Fahrzeuglenkern kann die Zahl der Wildunfälle auf Österreichs Straßen reduzieren. Daher hier noch einmal die wichtigsten Tipps zur Unfallvermeidung:

Geschwindigkeit anpassen

Bremsbereit fahren

Besondere Aufmerksamkeit in der Dämmerung, im Wald und bei weitläufigen Feldern

Sicherheitsabstand zum vorderen Fahrzeug

Ist ein Tier sichtbar: bremsen, abblenden und mehrmals hupen

Ein Wildtier kommt selten allein – auf nachfolgende Tiere achten!

Lenkrad nicht verreißen und bei Vollbremsung festhalten

Tier kommen von beiden Seiten – 80 Prozent der Autolenker „scannen“ vorrangig den rechten Straßenrand

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